Liebeslieder für Chor SONNE, MOND UND STERNE – meine Gedanken.
Die Lieder- und Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim und Clemens Brentano erschien ohne Notenbeigabe. Schon Goethe forderte zur Neuvertonung ihrer Texte auf, indem er im Vorwort des ersten Bandes schrieb: 

„Von Rechtswegen sollte dieses Büchlein in jedem Hause, wo frische Menschen wohnen, am Fenster, unterm Spiegel, oder wo sonst Gesang- und Kochbücher zu liegen pflegen, zu finden sein, um aufgeschlagen zu werden in jedem Augenblick der Stimmung oder Unstimmung, wo man denn immer etwas Gleichtönendes oder Anregendes fände. Am besten aber läge doch dieser Band auf dem Klavier des Liebhabers oder Meisters der Tonkunst, um den darin enthaltenen Liedern entweder mit bekannten hergebrachten Melodien ganz ihr Recht widerfahren zu lassen, oder ihnen schickliche Weisen anzuschmiegen, oder, wenn Gott wollte, neue bedeutende Melodien durch sie hervorzulocken. Würden dann diese Lieder, nach und nach, in ihrem eigenen Ton- und Klangelemente von Ohr zu Ohr, von Mund zu Mund getragen, kehrten sie, allmählich, belebt und verherrlicht, zum Volke zurück, von dem sie zum Teil gewissermaßen ausgegangen.“

Bis ins 20. Jahrhundert reizte die Sammlung immer wieder zu Kompositionen einer weltlichen Chormusik, so dass sich ihre geistesgeschichtliche Wirkung vor allem durch die Musik entfalten konnte. Deutschsprachige Lyrik, etwa von Eichendorff und Heine, fand in Vertonungen musikalischen Widerhall. Bereits kurz nach ihrem Erscheinen entstanden einzelne Kompositionen von Johann Friedrich Reichardt, Luise Reichardt und Carl Friedrich Zelter, später vertonten Johannes Brahms, Robert Schumann und vor allem Gustav Mahler Texte aus „Des Knaben Wunderhorn“. 

Zusätzlich zu der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ habe ich noch aus vier Jahrhunderten Texte ausgewählt und sie zu einem weltlichen Oratorium SONNE, MOND UND STERNE zusammengestellt.

Rhythmische Chormusik in einer Tonsprache des 21. Jahrhunderts reiht die thematisch unterschiedlichen Gedichte dramaturgisch aneinander und zeigt nicht nur einem jungen Publikum, dass diese Texte nichts von ihrer zeitlosen Gültigkeit verloren haben, sondern begeistert Sängerinnen und Sänger aller Generationen bei der szenischen Umsetzung der Kantate.



Peter Schindler

SONNE, MOND UND STERNE

Kurze Werkerläuterungen, in der der Art von Reclams Konzertführern, die zum tieferen Verständnis von Text und Musik beitragen sollen.

Akt 1

1 O Ewigkeit

Anfang im Forte, die Ewigkeit dargestellt als donnernder c-moll Akkord. Chromatisch abwärtsgleitend D / Db/ Akkorde über Grundton C Fanfarenstöße in den Bläsern, streng pulsierende Sechzehntel in den Streichern. Ruhiger, archaischer Mittelteil ab Takt 20, im gregorianischen Duktus, etwas frei.

2 Was ist die Welt? / In Mitte der Ewigkeit / Was ist die Welt? / O Ewigkeit

Allegro agitato e ben ritmato, immer wieder repetierend die Frage: WAS IST DIE WELT? Bei der Traum-Szene Wechsel in die Mediante nach Bb-moll. Zurück zum Puls und zur Frage: Was ist die Welt? Endend mit Ewigkeit. Peitschende Drumsbegleitung.

3 Gedanken über die Zeit

Im dorischen Modus beginnend, ruhig fließend, archaisch. Umgesetzt werden ruhige Gedanken, die sich mit der Frage nach dem Woher und Wohin befassen.  Ab Takt 64 fugierter Teil, Stimmverschachtelung, endet im unisono. 

4 Der Augenblick ist mein / Aufforderung zur Fröhlichkeit / Der Augenblick ist mein

Bacchantische Melodie im mixolydischen Modus, quasi das CARPE DIEM-Motiv. Ab Takt 18 Spielmannstradition / Bänkelsänger –like.

5 Auf der Berge freien Höhen

Weinpreisender Text von Schiller, vertont in der Tradition „schmissiger“ Chorlieder. Augenzwinkernd im Gesamtzusammenhang zu verstehen. Streng in A-Dur, mit modulatorischen Ausflügen in die Paralleltonart und zur Dominante.

6 Fahr zu, o Mensch!

Kurzes Rezitativ, aufbrausend und resignierend.

7 Denk es, o Seele!

Überschrieben mit BLUE LENTO für langsam, bedächtig. BLUE für die Stimmungsfarbe, im Sinne von gedämpft, traurig, dem unausweichlichen Schicksal ergeben. Alt-Stimme beginnt, ab Takt 32 chorisch jazzige Chords, chromatisch, mit Vorhalten, Streicher begleiten chorisch, Bläser haben umfangreiche eigenständige Melodiestimmen.

8 Der arme Schwartenhals

Höchst amüsanter und bis heute gültiger Text von 1515 aus den fahrenden Blättlein. Zechpreller mit Symphatiewerten. Einer der immer durchkommt.  Burleske Musik, Musical-Anleihen, für SOLO und chorische Einwürfe, selbständig geführte Bläserstimmen.

9 Zwei Gesellen

Tanzstück für zwei Gesellen, die achselzuckend durchs Leben gehen: „Je nun, was ist dabei zu tun!“ Zart-heiterer Ton, G-Dur wechselt mit Moll-Subdominante. Eigenständige Trompetenstimme.

10 Ergo bibamus / Trunken müssen wir alle sein

DAS Studentenlied in einer bacchantischen und atemlosen Stimmung. Mittelteil für Solist. Zwischentext aus dem ost-westlichen Divan. Freier, burlesker Vortrag. Tonartwechsel in Takt 64 von d-moll nach f-moll. Schmetternde Fanfareneinwürfe der Blechbläser.

11 Fröhlich, zärtlich

Wolkenstein-Text aus dem 11. Jahrhundert. Musik im gregorianischen Stil, psalmodierend, gelegentlich Doppel-Leitonkadenz. Frei im Rhythmus, mit viel Ruhepausen und Fermaten. Müsste eigentlich in alter Notation stehen. 

12 Klosterscheu

Ein Rezitativ, das einerseits im barocken Duktus, andererseits durch seine bluesige Quintfall-Seqeunz jazzig inspiriert ist. Moduliert am Ende nach D-Dur. 

13 Die widerspenstige Braut

Dramaturgisch bedingt, im Duktus ähnlich wie Nr. 8, da die beiden Personen Schwartenhals (MANN) und Nonne (FRAU) miteinander verbunden sind. Chorische Einwürfe. Orchesterstimmen selbständig geführt.

14 Wer da will der Liebe leben

Choralartig, mit zahlreichen barocken Durchgängen in allen Stimmen, überraschende harmonische Wendung in Takt 29, führt zurück in die Ausgangstonart. Orchester colla parte. Auch als a cappella Aufführung machbar.

15 Ich liebe, du liebest

Sehr textorientiert. Durch die ständige, fast geflüsterte Wiederholung des Textes entsteht ein eigenartiger Zauber. IDEE: Harmonik einfach gehalten, der Reiz liegt in einem durchgängigen e-moll Feeling mit jazzigen Vorhalten.

16 Es ist der Menschen weh und ach so tausendfach

Der Duktus des Schwartenhals wird erneut aufgenommen. Burlesk lamentierend, Bläserstimmen kommentieren, hochdramatischer Mittelteil ab Takt 48 mit Chromatik und umfangreichen Modulationen. Takt 41- 46 + Takt 101-106 anspruchsvolle chromatische Partie für den Chor.

17 Auf den Mund

Tonart: d-Mixolydisch Idee: Männerstimmen singen ein Ostinato „MUND-Vocal-Groove“, die Frauenstimmen den eigentlichen Text. Funky Bläser Einwürfe, Arrangement wird gegen Ende dichter und lauter, Staccatoende im FORTE.

18 Alles hat seine Zeit

Catantables Stück, teilweise fünfstimmig, harmonisch vielschichtig. Mittelteil in Eb-moll gelegentlich polytonal, Orchester colla parte. Wechsel zwischen Holz und Streicher als dramaturgischer Effekt. Auch als A cappella Stück aufführbar.

19 Der Augenblick ist mein / Die Wollust / Der Augenblick ist mein

Wiederholung Lied 4 Bacchantische Melodie im mixolydischen Modus, erneut das CARPE DIEM-Motiv. Dieses Stück ist das Ende von AKT 1, daher auslaufendes markantes UNISONO mit Paukenwirbel in den Schlusstakten.

Akt  2

20 Wo?

Ruhiger, choralartiger Chorsatz, Melodie im Sopran wird durch gehende Viertel der Unterstimmen gestützt. Teilweise chromatische Harmoniefortschreitung. Beginnt in g-moll endet in c-moll. Auch als A cappella Version möglich.

21 Die Sternseherin Lise

Chanson/Pop- Klavierbegleitung in Achteln. Elegische Streicherpassagen in langen Tönen. Closed harmonies im Chorsatz ab Takt 28.  Keine Bläser. Violine 1 - selbständige Oberstimme, Musik changiert gelegentlich zwischen dorischem und phrygischem Modus.

22 Das Wunderhorn

Pulsierende Streicherharmonien in durchgängigen Sechzehnteln. Markante Bläsereinsätze ab Takt 26. Musikalisch dramaturgische Steigerung, aufwühlende Harmonien, Beruhigung zum Ende. Ab Takt 54 ruhiger vierstimmiger Chorsatz.

23 Es blies ein Jäger wohl in sein Horn

Bass hat durchgängiges, rhythmisches Hussa-Motiv, die Strophen werden zunächst vom Tenor, dann vom Alt und zuletzt von Sopran gesungen. Durch die rastlose Dynamik und den pochenden Rhythmus wird dem Text die Lieblichkeit genommen (Titel im Wunderhorn: Die schwarzbraune Hexe!!) Unterschiedliche harmonische Blöcke / Zentren. Wehklagen am Ende.

24 Der Kuckuck ist ein braver Mann

Ironische Textumsetzung durch harmonisch übermäßige Akkorde. Rhythmisch prägnante Castagnetten-Begleitung. Kräftiges chorisches operettenartiges Ende im PRESTO.

25 Lied beim Heuen

Peitschender 6/8 Takt, (Bewegung ländlicher Arbeitsgeräte) Alle Strophen werden dem Text entsprechend musikalisch umgesetzt. Komplex durchkomponiertes Strophenlied. Häufige Tonartwechsel. Mediantenverwandtschaft.

26 Die schöne Nachbarin

Vertonung im leicht-galanten Stil. Die Musik „gaukelt“ dem Text Leichtigkeit vor und überbringt die riskante BOTSCHAFT in hellem G-Dur. Tonartwechsel in Takt 31. Wechsel zwischen Chor und Solist

27 Knabe und Veilchen

Solo Mann/ Frau Ein Andantino dolce in Eb-Dur , Mittelteil g-moll, Streicher spielen den Harmoniesatz mit, haben aber auch eigene, synkopierte Stimmführungen. Ab Takt 29 im Duktus Frage und Antwort. Sehr lyrisches Stück, Melange aus Oper und Musical.

28 Hüt du dich!

Die prägnante Latin-Rhythmik schafft nach der fließenden Nr. 27 einen Bruch. Die Worte „HÜT DU DICH“ Werden eindringlich skandiert. Zahlreiche harmonische Wechsel nach g-moll, Es-Dur, as-moll und zurück in die Ausgangstonart f-moll setzen den Text inhaltlich farbig um.   

29 Ei! Ei!

Ein Allegro con brio, das sehr wörtlich zu nehmen ist. Der Klagende, getrieben durch einen unerbittlichen Rhythmus, wechselt sich ab mit dem Chor, singt zum Schluss mit dem Chor. Markante Streicherlinien. Bläser spielen die Off-Beats. Takt 22 überraschender Tonart Wechsel nach c-moll, Takt 45 zurück zur Haupttonart a-moll.

30 Der Mond

Dem Text entsprechend, einfacher Choralsatz in Eb-Dur, mit Durchgängen und Umspielungen in allen Stimmen, Plagalschluss.

31 Kein Feuer, keine Kohle

Vertonung eines alten Volkslieds in Verbindung mit Paul Flemings Text vom Sehnen und Verlangen. Ostinater Rhythmus, gleichmäßige Einwürfe der Bläser, Obligate Oberstimme der Flöte und Klarinette.

32 O Himmel, was hab ich getan

Rhythmische Verbindung zu Nr. 13, als die Nonne zum 1. Mal auftritt. „Schräge Harmonien“ Kommentierende Bläser. Sanfter Chor, fragend und klagend. Changierend zwischen e-moll und C-Dur

33 Der schwere Traum

Dreistimmiger Frauenchor a cappella. Melodie mit übermäßiger Sekunde. Fahler, misteriöser Klang.

34 Die eine Klage / Die Liebe hat gelogen

Flirrender Rhythmus durch Streicher und Drumset, jazzsynkopierter, jazzharmonisierter, homophoner Chorsatz. „Gesungener Selbstmord“ / Musikalisches Herzpochen und Herzstechen durch Percussion. Äusserst präzise Unisonostellen.

35 Um Mitternacht

Melodie a cappella voran gestellt. Frei im Vortrag. Dunkle Harmonien begleiten die Männer. Ab Takt 30 chorisch, enger Satz, homophon und harmonisch erweitert. Im Wechselspiel mit Klarinette, die melodisch eigenständig spielt.

36 Mondnacht

Jazzige Chords, Jazziger Bass, obligate Flöte, voller Chorsound, ab Takt 19 intensiv steigernd, ruhig ausfließend gegen Ende. Pizzicato Streicher, die percussive Aufgaben haben.

37 Ewige Flammennacht

Dreigeteiltes Stück.

PART 1: Fließender einfacher Chorsatz mit Pianobegleitung und Achtelbewegungen. Eigenständige Oboenbegleitung. PART 2: Ab Takt 38: Pochender Rhythmus, fugierte Einsätze, harmonische und chromatische Verdichtung. PART 3: Ab Takt 73 Allegro con fuoco, peitschender Rhythmus, rasende Chorpassagen, bis zum Äussersten am Schluss gesteigert. Stark erweiterte Harmonik.

38 Die Enthusiasten

Rezitativ im Opernstil / bzw.Evangelisten-Stil. Ab Takt 13 fließendes Andantino mit emphatischer Melodieführung.

39 Frage

Vierstimmige Fuge mit chromatischem Thema im teilweise barocken Stil. Gelegentlich homophone Abschnitte. Pauke unterstützt die pochende Frage: „Was ist dein Glück“?  Zahlreiche Tonartwechsel.

40 O Ewigkeit

Die thematische und musikalische Klammer schließt sich. Wie Lied 1, diesmal in d-moll und verkürzter Fassung mit breitem Schluss.

Fragen und Antworten zum Liederzyklus SONNE, MOND UND STERNE

Bei zahlreichen Proben und Aufführungen von SONNE, MOND UND STERNE konnte ich seit der Uraufführung dieses weltlichen Oratoriums am 20. Juli 2011 persönlich dabei sein, habe ab und zu sogar selbst am Klavier gesessen oder dirigiert. Ein Fragebogen zum universalen Chorwerk, den ich gelegentlich an die Mitwirkenden verteilte, brachte spannende, unterhaltsame, witzige und nachdenkliche Antworten zu Tage.

Die zum Teil sehr persönlich gefärbten Antworten vermitteln, wie vielschichtig das Stück betrachtet werden kann, welch ungeheure Wirkung die Texte haben. Idealerweise wird die szenische Kantate SONNE, MOND UND STERNE im Chor nicht nur gesungen, sondern es wird im Probenprozess auch über die Texte gesprochen und inhaltlich untereinander diskutiert. Die hier vorliegenden, teils sehr unterschiedlichen Antworten sollen Impulse zur Diskussion geben und die Arbeit an und mit den Texten vertiefen.

Sänger*innen aus Hamburg, Hannover, Friedrichshafen und Waiblingen haben geantwortet.

Es waren Frauen und Männer, die zwischen 13 und 81 Jahren alt waren. Die Interview-Fragen an mich wurden ebenfalls von SONNE, MOND UND STERNE -Teilnehmern gestellt.

Ich freue mich auf weitere Fragen und Antworten aus dem weiten Rund der SONNE, MOND UND STERNE -Singer. 
Viel Spaß beim Lesen!

Haben die Texte von SONNE, MOND UND STERNE etwas mit ihrem Alltag zu tun? 
  • Natürlich, mit dem Alltag von jedem Menschen!
  • Ja, sehr, sie erinnern und mahnen mich: der Augenblick ist mein!
  • Aber klar, das Lied "Zwei Gesellen" zeigt ja explizit, wie verschieden die Menschen auch im Alltag sind.
  • Insofern, als dass man sie immer wieder als Ohrwürmer im Kopf hat, bzw. einem in den unterschiedlichsten Momenten Zitate aus den Texten zu alltäglichen Geschehnissen einfallen.
  • Jemand regt sich auf und meint: Ei, ei, ei! In meinem Kopf folgt dann daraufhin: ... wie scheint der Mond so hell.
  • Teils, teils. Gedanken über das Sterben, was danach passiert und über die Natur mache ich mir schon. Ebenso ist das „Menschliche“ in den Texten auch sehr alltäglich.
  • Im Alltag? Ich weiß nicht so recht - aber oft beim Lesen bzw. Singen denke ich: Da hat jemand ein wahres Wort geschrieben.
  • In den Texten gibt es schon Themen, über die man im Alltag auch nachdenkt, z.B. Tod.
  • Ja; Sinn des Lebens, emotionale Hoch- und Tiefpunkte, Umgang mit Endlichkeit und alle Lieder, die mit der Zeit zu tun haben, auf alle Fälle.
  • Ich glaube schon, dass sich mancher Text in meinen Alltag einfügt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich nicht mehr zur jungen Generation zähle, und da kommen die Gedanken gelegentlich an der Erkenntnis vorbei, dass die Zeit, die einem geschenkt wird, endlich ist.
  • Auf jeden Fall! Sie sind überhaupt nicht „veraltet“. Auffallend für mich: der Tod wird nicht ausgeklammert- im Gegensatz zu heute oft.
  • Nein, nicht direkt mit meinem Alltag, aber mit meinen Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen und Träumen, die meinen Alltag im Hintergrund begleiten.
  • Absolut: die Alltagsemotionen sind in diesen herrlichen Texten meisterlich eingefangen.
  • Die meisten Texte sind für mich nach wie vor aktuell, weil es immer Liebesleid, Tod und ähnliche Themen geben wird.
  • Ja, dauernd, die Texte sind nach wie vor gültig.
  • Flamme, Flamme! Das erinnert mich an meine Ausbildungszeit. In der Mittagspause sind wir manchmal zum Friedhof rüber, der in der Nähe war. Am Krematorium konnte man unten durchs Fenster schauen, wo die Särge in den Ofen geschoben wurden. Da waren die Flammen sehr realistisch.
  • Ja, über Impulse für Bewusstsein und Daseinsgefühl!
  • Ja, es werden grundsätzliche Lebensfragen behandelt.
  • Natürlich, die Themen sind aus dem Leben gegriffen und die Liebe ist das Wichtigste.
Die deutschsprachige Lyrik in SONNE, MOND UND STERNE ist aus längst vergangenen Jahrhunderten, die Musik ist von 2008 — passt das überhaupt? 
  • Ja, auf jeden Fall passt das, so werden die Gedichte wieder so richtig lebendig.
  • Ich find es schön, dass es so ein Mix ist, es ergänzt sich.
  • Musik und Text ergänzen sich meiner Meinung nach sehr gut. Die alten Texte bringen den Charme, die Musik den Flow.
  • Ja natürlich. Die Gedichte stammen aus unterschiedlichen Zeiten, die Musik greift ja auch auf verschiedene Stile zurück. Dieser Mix spiegelt die Zeitlosigkeit vieler Inhalte wider, das passt gut.
  • Das passt! Mir gefällt es, nach Verbindungen zu suchen; Verbindungen zu knüpfen – zwischen alt und neu; Sprache und Musik; Musik und Bild - in allen Bereichen des Lebens.
  • Es sind viele Themen der Texte direkt auf unsere Zeit übertragbar. Die Probleme, aber auch die Wünsche der Menschen haben sich nicht grundlegend geändert, sondern beziehen sich heutzutage teilweise einfach nur auf andere Bereiche unseres Lebens und sind somit immer noch zeitgemäß.
  • Die Mischung aus alten Texten mit neuer Musik, erzeugt vor allem durch Harmonie und Rhythmik, ist aus meiner Sicht gut gelungen. Der Text wird durch die Musik gut ausgedeutet, die sich je nach dessen Inhalt mit ihrem Stil und ihre Art anpasst. Mir gefällt besonders, dass man das Gefühl hat, in diesem Werk sind alle Epochen vertreten. Wann hat man als Sänger die Chance, eine Fuge nach einem jazzigen Stück innerhalb eines Werkes singen zu können?
  • Ja, denn die Grundbedürfnisse und die existentiellen Sorgen sind heute die gleichen wie damals.
  • Alt und neu lassen sich hervorragend kombinieren!
  • Das passt hervorragend!
  • Es sind ja zeitlose Empfindungen, die hörbar gemacht werden. Musik als hörbar gewordene Zeit, hörbar in „unseren“ Klängen.
  • Ja klar, warum nicht. Ich finde, dafür sollte unsere Gesellschaft offen sein. Das bedeutet ja noch lange nicht, dass man nun das Alte komplett ablehnt. Vielleicht sind mit der neuen Vertonung anderen Menschen die Texte wieder zugänglich und sie denken wieder darüber nach. Die meisten Kernaussagen treffen ja auch heute noch zu.
  • Klar, Vergangenheit prägt Zukunft und heute ungewöhnliche Redewendungen regen deutlich stärker zum Nachdenken an; in der Verbindung mit der modernen Musik wird auch das Übersprechen der Vergangenheit in die Jetzt-Zeit deutlich.
  • Unbedingt ja.
  • Genau das zeichnet diese weltliche Chormusik doch aus!
  • Wenn man sich hineinarbeitet, passt es immer besser.
  • Ja, es passt. Ihre Musik passt immer sehr gut zum jeweiligen Text, außer, dass heute der Liebhaber nicht mehr zu Pferde auf den Bauernhof kommt!
  • Ich bin immer wieder überrascht, wie gut die Musik zu den Texten passt!
  • Das passt super, endlich gibt es so etwas auch!
  • Manche Texte sind nur so erträglich, wenn sie in einem „modernen Gewand“ daherkommen, außerdem erhöht die Kombination „alter“ Texte und moderne Musik die Spannung.
  • Ja, weil die Musik jeweils nachvollziehbar, gut verständlich, gut gemacht und deshalb nicht banal ist.
  • Ja, weil es eine anspruchsvolle, respektvolle und sensible Vertonung ist.
  • Ich glaube, dass Sie sich sehr mit den Texten beschäftigt haben, denn die Melodien sind super passend.
Gibt es Worte und Bilder in SONNE, MOND UND STERNE, die ihnen fremd sind oder sich komisch anhören? Bsp.:
Wäre Ihnen „Das Klosterleben ist voll krass“ näher als „Das Klosterleben ist eine harte Pein“? (Lied 32) 
  • Es gibt keine Worte in den Texten von SONNE, MOND UND STERNE, die mir fremd sind.
  • Ja, weil das meiste ja in Alt-Deutsch geschrieben ist. Ich würde so nicht mehr sprechen.
  • Die Texte sind teilweise schon sehr gewöhnungsbedürftig, das ist schon richtig. Allerdings sind es eben alte Texte und diese dann in unsere moderne Sprache zu übersetzen, fände ich ganz falsch.
  • Nein, eben diese alte, gewählte Ausdrucksweise bringt den Charme der Lieder.
  • Ich finde nicht, dass es sich komisch anhört. Es wurde vor einiger Zeit geschrieben. Das „Neumodische“ passt eher nicht.
  • Zum Klosterleben passt „Pein“ wohl besser. Mir gefällt die alte Sprache, sie hat etwas Wahrhaftiges.
  • Nein, Charakter und Ausdruck des Textes würden sich nicht mehr so eindringlich transportieren, weil gerade der etwas "sperrige" Text sich besser von der Alltagssprache absetzt.
  • Manche Texte klingen schon fremd, wären aber in heutiges Deutsch übersetzt, unpassend.
  • Ich finde nichts komisch. „Voll krass“ als modernes Wort zu nehmen, würde mich nicht begeistern, passt für mich nicht zum Klosterleben.
  • Es gibt schon verschiedene Textpassagen, die sich fremd oder unverständlich anhören, z.B. ...“was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt“. Ich weiß nicht, was schmorgt bedeutet.
  • Das darf ruhig so sein, man bemerkt, dass sich Sprache und Musik verändern – und dass die bewegenden Fragen des Lebens für die Menschen zu früheren Zeiten ähnliche waren. Also mir ist die harte Pein lieber, voll krass passt nicht in die Zeit, in welcher es geschrieben wurde. Aber manche Texte finde ich schon schräg (Hüt du dich! Oder: Es blies ein Jäger wohl in sein Horn)
  • „Voll krass“ ist mir genauso fremd wie „harte Pein“
  • Komisch finde ich es nicht; eher „fremd“ - aber es gefällt mir, Wörter in Erinnerung zu rufen, die heute nicht mehr zum aktiven Wortschatz gehören und die für mich damit „fremd“, aber auch „kostbar“ sind!
  • Nein, die Sprache ist richtig so, wie sie ist – sie soll der Zeit entsprechen, in der sie geschrieben wurde.
  • Nein, ich fremdle nicht mit altertümlichen Ausdrucksweisen. „Voll krass“ bedeutet, dass etwas extrem ist. Es kann extrem gut und/oder angenehm sein oder das krasse Gegenteil. „Das Klosterleben ist eine harte Pein“ sagt dagegen klar, dass das Klosterleben schwer zu ertragen ist. Es gab Textstellen, die ich beim ersten Hören ungewohnt fand, weil die Sprache nicht unserer heutigen Zeit entspricht, aber genau das finde ich das Spannende an diesem Werk, die Verknüpfung von „Altem“ und „Neuem“.
  • Solche Anpassungen würden den Erlebnisinhalt ja eher verfälschen (für wen ist heute das Klosterleben ein Problem? Aber im alten Gewand des Textes überträgt sich die Stimmung direkt)
  • Das Wort Pein ist mir fremd.
  • Nein. Wunderbar sind die lautmalerischen Worte wie pöschelocht etc.
  • „Voll krass“ ginge nicht! Alltagssprache hat in einem Kunstwerk dieses Genres keinen Platz.
  • Es gibt Worte, die mir fremd sind, aber wenn man weiß, wann die Texte geschrieben wurden, hören sie sich nicht komisch an.
  • Fremd vielleicht, aber nicht komisch. Gerade die altertümliche Sprache ist reizvoll. Sprache entwickelt sich zwar ständig fort, aber manche Tendenzen heute lassen eher eine Verkümmerung dieses 'Kulturgutes' befürchten.
  • Das ist unsere Literatur!! Nein! Textursprung ist wichtig!
Wie lang bist, o Ewigkeit! Haben Sie ein Bild, eine Vorstellung von der Ewigkeit? (Lied 1/40)
  • Ewigkeit hat keinen Anfang und kein Ende; wie ein Kreis.
  • Ein richtiges Bild habe ich nicht von der Ewigkeit. Ich bin nur überzeugt, dass das „Leben“ mit dem Tod nicht aufhört. Mit Sicherheit ist die Ewigkeit nicht vergleichbar mit dem, was man sich im Detail vorstellt. Deshalb ziehe ich es vor, mir kein genaues Bild zu machen.
  • Nicht so richtig, man kann sich schon die Zukunft nicht so richtig vorstellen, und da man in der Natur sieht, dass alles vergänglich ist, ist es noch schwieriger, sich die Ewigkeit vorzustellen.
  • Nicht wirklich, finde aber die Bilder im Liedtext sehr gut.
  • Ja! Eine unendlich lange Wiese.
  • Ich habe eine sehr kindliche Vorstellung davon (Frühlingswiese, alle Lieben beieinander etc.) und brauche diese auch, um nicht an der Endlichkeit des Lebens zu verzweifeln.
  • Ewigkeit ist Zeitlosigkeit. Zeit ist Veränderung. Ewigkeit ist das völlige Eins-Sein mit dem Moment.
  • Ewigkeit ist ohne die Parameter Raum und Zeit und Werte. Quasi schwebend und nicht schöpferisch.
  • Wir haben zuhause schon oft über die Ewigkeit nachgedacht und ich bin jetzt für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir kein Bild von der Ewigkeit machen will. Unsere Vorstellungen waren so verschieden, wie soll ich da urteilen, was richtig und was falsch ist. Auf jeden Fall ist Ewigkeit etwas, wo es keine Zeit mehr gibt.
  • Ich habe weder Bild noch Vorstellung von der Ewigkeit – und hege auch kein entsprechendes Bedürfnis.
  • Mein Lieblingsbild ist das aus dem "Tapferen Schneiderlein": Das Vöglein, das alle Jahre einmal seinen Schnabel an einem Berg wetzt. Ist dieser Berg abgetragen, so ist eine Sekunde der Ewigkeit vorüber.
  • Nein, aber ein Gefühl dazu, wie sich Ewigkeit anfühlt.
  • Für mich ist die Ewigkeit nicht greifbar. Die Beschreibung des Rings trifft schon etwas die große Dimension.
  • Für die Vorstellung der Ewigkeit ist unser kurzes Menschenleben völlig ungeeignet!
  • Wenn man sich einmal mit der Entstehung des Weltalls beschäftigt, bekommt man vielleicht eine Ahnung...
  • Als Bild für die Ewigkeit habe ich eine sternklare Nacht mit unendlich vielen Sternen und Milchstraßen, in der ich meine Existenz aufgehoben weiß. Gestern, heute, morgen.
  • Ewige Dauer, Zeitspanne ohne Enden, endlos scheinende Zeit, Unvergänglichkeit.
  • Wie kann man das haben? Der um Fassung ringende Versuch des ersten Liedtextes zeigt doch, wie unmöglich das ist.
Unter Palmen, in dem Süden? Unter Linden?  „WO?“ stellt eine unvermeidliche Frage. Wo wollen Sie beerdigt sein? (Lied 20)
  • Weiß ich noch nicht.
  • Ganz herkömmlich in einem Erdgrab. Ich finde es tröstlich, am Ende des Lebens wieder Teil der Erde, der Natur zu werden. Die Vorstellung, verbrannt und dann in einer Urne eingesperrt zu werden, gefällt mir nicht.
  • Ich hoffe, es ist noch ein bisschen Zeit dahin. Aber ich möchte, dass meine Kinder später keine lange Anreise zu mir haben und somit immer wieder bei mir vorbeikommen können.
  • In einem Wiesengrab.
  • Das ist mir eigentlich egal. In der Nähe von meinen Verwandten denk ich.
  • Ich will verbrannt werden und dann ins Meer gestreut werden.
  • Wo es mir am besten auf der Welt gefallen hat, wo ich mich am wohlsten gefühlt habe.
  • Am liebsten in einem Friedwald. Ohne Schild, ohne festen Platz.
  • Ich möchte an einem Ort begraben sein, der für jeden zugänglich ist, wenn möglich an einem Waldrand.
  • Egal, ich bin atheistisch.
  • Wo mein Körper sein wird und was aus ihm wird, ist mir persönlich egal. (Denn: immerhin wird mich umgeben Gottes Himmel überall) Aber von Freunden und Verwandten weiß ich, wie wichtig es anderen sein kann, ein Grab zu besuchen. Doch in dem Lied fragt er sich wohl eher, wo sein Leben zu Ende geht...
  • Das ist mir ziemlich egal- Hauptsache, es ist wie im Lied- „Mich wird umgeben Gottes Himmel, dort wie hier“
  • Momentan da, wo es Angehörige und Freunde gibt.
  • „Wo“ ist so irdisch gefragt. Die dritte Strophe sagt es ja: Egal wo, Gottes Himmel umgibt mich- „dann“ wie jetzt ja auch. Das „Wo“, der tatsächliche Ort ist doch nur für die Angehörigen wichtig. Ich will in Frieden gehen, wie es von Abraham heißt: alt und lebenssatt!!
  • Habe ich mir noch nicht so viel Gedanken dazu gemacht. Eigentlich möchte ich meinen Nachkommen auch keine Vorschriften dazu machen. Sie sollen selber entscheiden, ob sie einen festen Platz haben wollen, den sie pflegen wollen, um mir nahe zu sein oder nicht. Ich selbst könnte mir ein namenloses Grab in einem Urnenwald vorstellen, weil ich hoffe, nicht nur durch einen Platz im Gedächtnis der Menschen zu bleiben.
  • Ziemlich egal; Hauptsache, meine Angehörigen finden eine Möglichkeit, mit ihrer Trauer zu arbeiten, d.h.: keine Seebestattung!
  • Für mich persönlich ist das „Wo“ nicht so wichtig. Ich denke aber, dass es für die, die um mich trauern, einen Ort geben muss, an den sie gehen können.
  • Mir eigentlich egal, da ich hoffe, dann längst in einer besseren Welt zu sein = Ewigkeit
  • In einem Friedwald, unter einem Baum.
  • Am liebsten im Meer oder in einem schönen Park.
  • Begraben wo? Diese Entscheidung überlasse ich aus heutiger Sicht meinen Kindern. Ich erlebe es nicht mehr.
  • Wo ich gelebt habe.
  • Anonym, in einer Urne in einem Friedwald unter einer Buche!
  • Auf einem heimeligen Friedhof mit uralten Bäumen, auf dem ich meine Eltern schon gerne besucht habe und gerne spazieren gehe.
  • Obwohl ich der Notwendigkeit einer Klärung dieser Frage ständig näher rücke, fällt mir eine Antwort nicht leicht: Ich möchte meinen Nachkommen - wenn sie das Bedürfnis verspüren- die Gelegenheit geben, ohne großen Aufwand diesen Ort zu besuchen.
  • Das habe ich mir so noch nicht überlegt. Der zweite Teil des Gedichts ist tröstlich, unabhängig vom Ort.
Die Nonne singt: „Die Liebe ist schuldig daran.“ Kann sich ein Mensch, der liebt, schuldig machen? (Lied 32) 
  • Wenn man es mit der Liebe übertreibt und dabei den Verstand ausschaltet. Liebe kann auch schnell dazu führen, dass man ausnutzt/ausgenutzt wird.
  • An sich nicht. Die Tatsache alleine, jemanden zu lieben, kann einen nicht schuldig machen. Wenn allerdings Liebe einen dazu bringt, Dinge zu tun, die in jeglicher Form inadäquat sind, so kann man doch von Schuld sprechen.
  • Ich denke schon.
  • Natürlich kann er das!
  • Aber sicher, die Liebe entschuldigt vieles, aber längst nicht alles.
  • Wenn ein Mensch einen anderen liebt, der in einer festen Beziehung lebt. In meiner Jugendzeit erlebte ich als Außenstehender, wie ein Familienvater, der mit einer alleinstehenden Frau eine Beziehung begann. Ehefrau und Geliebte kämpften um den Mann. In seiner Verzweiflung erhängte sich schließlich dieser Mann, weil er sich nicht endgültig für eine der zwei Frauen entscheiden konnte.
  • Natürlich. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, warum sie ins Kloster geschickt wurde.
  • Nein, erst wenn man die Liebe bricht.
  • Na klar, denn unser Handeln strahlt ja immer in alle Richtungen ab und bleibt nie folgenlos.
  • Liebe im Sinne von Agape bleibt ohne Schuld, es ist die reinste Form. Aber Liebe im Sinn von Eros und Philia ist vereinnahmend und oft fordernd, kollidiert also mit anderen.
  • Kann ich mir nicht vorstellen.
  • Klar; Gefühle jeglicher Art entbinden nicht von moralischer und/oder rechtlicher Verantwortung.
  • Starke Empfindungen vernebeln den Verstand und führen schon Mal zu Entscheidungen, die man im Nachhinein bedauert.
  • Jaaaaaa!
  • Das ist Ansichtssache, es ist eine Frage der Moral. Der eine legt es enger, der andere weiter aus.
  • Kann er sicher, aus falsch verstandener Liebe oder Egoismus. Liebe als solches ist rein unschuldig.
  • Liebe entbindet nicht von Verantwortung und schützt nicht davor, andere zu verletzen. Liebe entschuldigt nicht alles.
  • Manchmal bedeutet Liebe auch unglücklich sein, oder man liebt jemanden, den man nicht lieben sollte. Wenn man Familien zerstört, kann Liebe auch schuldig machen.
  • Jeder kann sich schuldig machen, und da hält einen die Liebe nicht immer davon ab.
  • Im Lied heißt es, dass die Liebe der sprechenden Person (weiblich?) schuldig daran sei, dass sie ins Kloster gesteckt wurde. Sie liebte wohl einen Menschen (männlich?) den die Leute, die nach der damaligen (Un-) Rechtslage über sie bestimmen konnten, für ungeeignet für sie hielten. Die Liebe war schuldig, nicht die Person die liebte!!! Die Person, die liebte, hatte einfach Pech – Pech, dass ihre Liebe nicht in die soziale, gesellschaftliche Landschaft passte.
  • Die Verwirklichung des Wunsches nach Nähe hat in jedem Fall eine ethische Dimension.
  • Ja, leider.
  • Die Nonne ja, sie verstößt gegen ihr Gelübde. Ansonsten - die Liebe ist immer unschuldig.
  • Die Frage ist nicht, ob er sich schuldig macht. Die Frage ist, ob ihm 'verziehen' wird.
  • Die Arme ist am falschen Ort – mit Liebchen (im Kopf) kann das nicht funktionieren!!
  • Manchmal schon, wenn andere verletzt werden.
  • Zur Liebe gehört nach meiner Meinung auch Verantwortung. Also kann man sich – so man diese missachtet – auch schuldig machen.
  • Durch die Liebe allein nicht, aber natürlich unter Umständen durch das Ausleben derselben.
  • Glaube, Liebe, Hoffnung haben Ewigkeitswert in der Menschheit. Deshalb kann die Liebe keinen Schuldfaktor haben. Wer angesichts der Liebe Neid, Missgunst und Eifersucht spürt, reagiert menschlich verständlich, hat aber das Wesen der Liebe nicht verstanden.
Wie hätten Sie reagiert, wenn man Sie gegen ihren Willen in ein Kloster gebracht hätte?  (Lied 13)
  • Ich hätte versucht, mich anzupassen.
  • Ich hätte protestiert und diskutiert. Wenn wirklich sehr gute Argumente dafürsprächen, würde ich es eine Zeit lang ausprobieren und schauen, ob es wirklich so schlimm ist.
  • Ich wäre sehr traurig und würde dort einen Beruf wie Schmied beginnen.
  • Ich wäre geflohen.
  • Ich denke, ich hätte mich geärgert, aber mich meinem Schicksal gefügt.
  • Ich fände das absolut unfair. Wozu hat man denn einen freien Willen?
  • Ich denke nicht, dass mir ein Leben im Kloster gefallen hätte, noch dass ich für ein solches geschaffen bin.
  • Dennoch würde ich über diese Hintergründe nachdenken, aufgrund derer man mich ins Kloster geschickt hätte. Wenn es zumindest für kurze Zeit zugunsten der Familie/Allgemeinheit von Nöten gewesen wäre, diesen Aufenthalt im Kloster zu absolvieren, so bin ich der Meinung, dass ich dazu bereit gewesen wäre und mich auf einen solchen eingelassen hätte.
  • Ich hätte versucht, vorher zu fliehen und meinen eigenen Weg zu gehen. Wenn das nicht geklappt hätte, hätte ich versucht, aus dem Klosterleben das Bestmögliche zu machen.
  • Das kann ich für die Zeit damals gar nicht beantworten.
  • Ich wäre geflohen und hätte das gemacht, was ich will.
  • Ich hätte rebelliert und versucht, zu fliehen.
  • Widerstand, Fluchtversuch, Einrichten in der Situation nur, wenn keine Möglichkeit der Abwendbarkeit erkennbar wäre. Eventuell innerer Rückzug.
  • Ich hätte mit aller Kraft revoltiert und ein selbstbestimmtes Leben eingefordert.
  • Weiß ich nicht, denn das ist mir etwas so Fremdes in der heutigen Zeit. Wenn ich aber in der heutigen Zeit zu etwas gezwungen würde, das meiner Lebensplanung widerspricht, wäre ich auch sehr aufgebracht, wütend verbissen. Man müsste mir sehr rational erklären, warum das jetzt so sein sollte. Ich hoffe, dass ich dann in der Lage wäre, besser damit umzugehen, es zu tolerieren. Ob mir das wirklich glücken würde, weiß ich nicht.
  • Mit Widerstand!
  • Ich wäre wohl davongelaufen
  • Ich wäre abgehauen.
  • Ich wäre entsetzt und hätte versucht zu fliehen.
  • Mit Anpassung oder mit Rebellion – schwer zu sagen.
  • Weiß ich nicht sicher; widerspenstig wär’ ich vermutlich und voller Fluchtüberlegungen (vielleicht auch Fluchtversuche); kann mir gar nicht vorstellen, dass mich heute jemand gegen meinen Willen an einen Ort zwingt, an dem ich nicht sein will...
  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand mit mir machen könnte.
  • Kann ich nicht beurteilen, wahrscheinlich zornig.
  • Äußerst kratzbürstig!
  • Mit Fluchtplänen.
  • Für manche Frau war das Klosterleben in früheren Zeiten schöner als das Leben einer Ehefrau, die keinerlei Rechte hatte. Heute würde ich mich mit aller Kraft wehren, damit ich nicht ins Kloster käme.
  • Zum Glück leben wir in einem Rechtsstaat...
  • Wenn möglich, Flucht, ansonsten das Beste draus machen
  • 100 % Flucht
  • Kann ich mir kaum vorstellen, wenn doch: Flucht, Widerstand
  • Kloster - nein danke!
  • Ich hätte mich fügen müssen und das ausgehalten. Es gab damals keine Wahl.
  • Zu der Zeit, als das möglich war, wahrscheinlich Gottes Willen ergeben
  • Das hätte keiner geschafft!
  • Ich hätte im wahrsten Sinne des Wortes 'Himmel UND Hölle' in Bewegung gesetzt, um diesem Schicksal, wenn es gegen meinen Willen verfügt worden wäre, zu entgehen.
  • Ich hätte so lange gegen die Regeln verstoßen, bis man mich gerne wieder entlassen hätte.
  • Ich hätte mich geweigert
  • Der Vergleich mit früheren Zeiten hinkt.
  • Ich bin froh, dass mir das nicht passiert ist!!
  • Mit aller Kraft gewehrt.
  • Kein Kloster nimmt heute Anwärter auf, die nicht „willig“ sind.
„Wer da will der Liebe leben, muss im seligen Versenktsein, unklar, ob er ist und denkt, sein“ Lohnt sich soviel Unvernunft, wenigstens für den Moment? (Lied 14)
  • Für den Moment auf jeden Fall. Danach muss man sich darüber klarwerden, wie viel „Unvernunft“ und „Versenktsein“ in den Alltag gerettet werden kann.
  • Ja, aber danach vielleicht nicht mehr.
  • Teilweise, man sollte auch mal unvernünftig sein, aber nicht die ganze Zeit.
  • Ja, man sollte das Leben manchmal ausnutzen. Manchmal lohnt es sich!
  • Wenn man sich der Folgen bewusst ist.
  • Vernunft lohnt sich im Grunde immer, schon allein deswegen, um andere nicht zu verletzen.
  • Ich glaube, man sollte stets Herr seiner Sinne sein und nichts im „Liebesrausch“ tun, was einem hinterher Leid tut.
  • Wieso soll das unvernünftig sein? Und ja, es lohnt sich!
  • Hängt natürlich vom Charakter ab. Aber ich denke schon, dass es sich lohnt, sich dem Moment hinzugeben.
  • Das ist toll, Vernunft ist hier wohl sekundär.
  • Für den Moment auf jeden Fall! Nur das gibt das tiefste Glücksmoment wider. Ob im Nachgang rational und objektiv betrachtet diese Entscheidung "lohnend" war, muss man abwarten.
  • Für den Moment ja, später kann der Moment zur Belastung werden.
  • Ja. Bei allem Bemühen sind wir Menschen sowieso weit weniger rational gesteuert, als wir meinen.
  • Wenn man niemanden verletzt - auf alle Fälle, das Leben ist kurz.
  • Ja. Träume sind immer wichtig.
  • Wenn man verliebt ist, kann man oft nicht vernünftig denken. Aber zum Glück geht für jeden Menschen das erste große Verliebtsein zu Ende.
  • Leidenschaftliche Liebe und Vernunft sind Gegensätze. Wer tief liebt, kann nicht vernünftig handeln. Warum verehren Christen Paulus? Ließ er der Legende nach nicht Frau und Kind, um einer neuen Leidenschaft zu folgen?
  • Ja, unbedingt, es handelt sich um eine andere Daseinsebene mit anderen Gesetzen.
  • Das weiß man oft erst hinterher.
  • Sich in leidenschaftlicher Liebe zu verlieren, lohnt einmal im Leben die Unvernunft.
  • Letztendlich geht es doch um etwas völlig anderes: Es geht um den gelebten Augenblick.
  • Freiheit ist oft unvernünftig.
Karoline von Günderrode erdolchte sich im Alter von 26 Jahren aus unerwiderter Liebe. Ist das nachvollziehbar? Wie weit würden Sie in einem solchen Fall gehen? (Lied 34)
  • Früher hätt ich ́s vielleicht verstanden. Jetzt kann ich es nur noch nachvollziehen, weil ich mir inzwischen viel mehr wert bin und mich in niemand anderem verlieren möchte. Ich kann mich hingeben, ohne mich aufzulösen.
  • Ich würde mich, glaube ich, deshalb nicht selbst töten, aber ich finde es schon verständlich, wenn man große seelische Schmerzen hat. Manchmal sind seelische Schmerzen schlimmer als körperliche.
  • Es ist nachvollziehbar, aber ich würde mir nicht das Leben nehmen.
  • Ich würde auf keinen Fall Selbstmord begehen, mich aber auf jeden Fall von ihm trennen und ohne ihn weiterleben. Es gibt sehr oft eine zweite Chance, aber das Leben ist zu wertvoll, um es einfach so „wegzuwerfen“.
  • Nun ja, das ist ja auch die Zeit Klopstocks und der "neuen Empfindsamkeit". Zu ihrer Zeit war sie kein Einzelfall, was aus heutiger Sicht nur noch schlecht nachvollziehbar ist. Mit diesem Alter war sie zu ihrer Zeit schon fast in der Kategorie "schwer vermittelbar" und die Chance auf eine Liebesheirat denkbar schlecht. Wie weit sie nur das Gefühl hatte und/oder tatsächlich im öffentlichen Ansehen das Gesicht verloren hatte, kann ich nicht einschätzen. Für eine Frau dieser Zeit war die Reaktion in Anbetracht ihrer Zukunftsperspektive aber eventuell nachvollziehbar.
  • Ich bin froh, dass ich meinen Partner jung kennengelernt habe und diesem Problem der unerwiderten Liebe nicht ausgesetzt war. Ich würde mich jedoch niemals aus unerwiderter Liebe umbringen. Ich würde dann meinen Weg allein gehen.
  • Das ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Nach einer gewissen Zeit (die natürlich auch recht lang sein kann), würde ich dann „aufgeben“.
  • Suizid ist für mich in keiner Situation nachvollziehbar, dafür liebe ich das Leben viel zu sehr.
  • Ich weiß nicht, wie weit ich gehen würde!
  • „Andere Mütter haben auch schöne Töchter“– musste ich mir in diesem Alter anhören. Irgendwann hat es geholfen.
  • Für mich nicht. Das Leben ist so spannend, so vielfältig. Es gibt Situationen, Ereignisse, die einen fragen lassen: warum? Wo man keinen Ausweg sieht und dann kommt eine Zeit, in der man wieder sehr zufrieden ist.
  • Der Akt passt wahrscheinlich zur Persönlichkeit dieser Frau. Erdolchen wäre mir zu martialisch.
  • Wenn man älter ist (Altersweisheit) ist es nachvollziehbar, aber völlig überzogen, unnötig.
  • Ja, nachvollziehbar. Bei mir hat sich solch eine Situation bis heute nicht ergeben, doch wer weiß?
  • In der Pubertät wäre es für mich eher denkbar gewesen, mit 26 Jahren nicht mehr. Ich denke, dass es eine Zukunft nach diesem tiefen Unglücklichsein gibt.
  • So weit würde ich selbst nicht gehen.
  • Nachvollziehbar? – Vielleicht. Ich selbst würde jedenfalls nicht so weit gehen; schaue lieber, was das Leben nach einer Zeit der Trauer und Schmerzes noch zu bieten hat.
  • Das kann ich mir nicht vorstellen, dazu liebe ich das Leben zu sehr und habe schon zu viele schreckliche Dinge erlebt, als dass Liebeskummer ein Suizidgrund sein könnte. - „So schön kann doch kein Mann sein“ heißt es in einem Schlager!
  • Das waren andere Zeiten, ja, es ist nachvollziehbar, auch wenn ich das mir heute für niemand mehr vorstellen könnte. So was gehört für uns eher in den Bereich der Märchen, Oper o.ä.
  • Nein, kann ich nicht nachvollziehen. Man hat nur ein Leben.
  • Nachvollziehbar ist das schon. Ich habe jetzt einige Jahrzehnte überlebt, darunter auch Zeiten unglücklicher Lieben, und das, ohne zum Dolch zu greifen. Ich bin also in einem solchen Fall einfach eine Zeit lang unglücklich, aber ich hoffe und weiß, dass wieder andere Zeiten kommen.
  • Die arme Karoline - hab ich gar nicht gewusst. Aber im Ernst: nicht mal mit 26 hätte ich das romantisch gefunden.
  • Dazu ist meine Vernunft so gut entwickelt, dass ich so etwas niemals tun würde!
  • Nein, ein typischer Fall von Exaltiertheit der Romantiker!
  • Für mich ist eine ähnliche Reaktion vorstellbar.
  • Für mich nicht nachvollziehbar. Ich würde mich eine Zeit dem Leid hingeben und mit großer „Saudade“
  • Eine absurde Frage. Als ob man so etwas im Voraus planen bzw. entscheiden könnte!
  • Ja. Ich wäre zunächst untröstlich, würde dann aber versuchen, durch eine längere Auszeit im Ausland mich wieder zu finden.
  • Für mich nicht, niemals so weit!
  • Ich kann das nicht sagen, die heutige Situation ist anders. Menschen, die sich das Leben nehmen, befinden sich mutmaßlich in einer extremen Ausnahmesituation, die sich wohl nicht auf andere übertragen lässt.
Gibt es für Sie eine typische Mörike-Stimmung, eine besondere Farbe in seinen Gedichten? (Lied 7 / 35) 
  • Blau
  • Ja, ich finde die Texte von ihm super und die Lieder zählen zu meinen Lieblingsliedern in dem universalen Chorwerk SONNE, MOND UND STERNE.
  • Sie sind ernst und ein bisschen traurig.
  • Getragen, blau oder grün in meiner Phantasie. Wie eine Welle.
  • Melancholie.
  • Zufriedene Abendstimmung, Sonnenuntergang, Abendrot und einen leckeren Wein im Glas.
  • Irgendwie ja, aber nicht einfach greifbar.
  • Transzendent. Bewegungslos.
  • Ruhig, tragend voller Kraft, übertragen in eine Farbpalette hieße das für mich: nicht bunt und grell, aber auch nicht farblos. Harmonische Farben, die ineinander verfließen.
  • Romantisches Schweben, helle warme Farben.
  • Ja, sie ist spürbar. Etwas schummrig, aber nicht trübe oder traurig.
  • Es herrschen eher dunkle, schwere Farben wie blau oder schwarz. Dazwischen leuchtet es aber hell und blitzend auf.
  • Bei Mörike muss ich immer an leichte Nebel über einem See denken, etwas Schwebendes.
  • Vergänglichkeit, schwebend, changierend, Ungewissheit des Lebens, schöne Melancholie.
  • Farben: dunkelgrün; dunkelrot; dunkelblau; ocker
  • Stimmungen: tiefsinnig; melancholisch; „dunkel-schön“
  • Nachtblau, romantisch, sehr bildhaft, leicht melancholisch.
  • Melancholie, Verträumtheit, Trauer und Wehmut einerseits, aber auch eine angedeutete Leichtigkeit in seinen Gedichten.
  • Schwermütig, mit dem Tod befassend. Es gibt nicht eine, es gibt viele!
  • Zart durchsichtig; schwermütig dunkel; unheimlich, apokalyptisch; aber auch: derb-komisch.
„O Menschenherz, was ist dein Glück?“ Was bedeutet für Sie Glück? (Lied 39)
  • Der Moment, in dem einfach alles stimmt. Zum Beispiel nach einem Konzert.
  • Meine Familie, Zeit für ein gutes Buch und singen.
  • Glück ist für mich: Freunde und Spaß am Leben zu haben.
  • Wenn es mir, meinen Freunden und meiner Familie gut geht, und wenn ich das Leben einfach genießen kann, ohne mir Sorgen machen zu müssen.
  • Glücklich sein, gesund, Familie
  • Wenn man Menschen um sich herum hat, die man liebt und die einen lieben und so annehmen, wie man ist.
  • Wenn man das erreicht hat, was für einen wichtig ist.
  • Grundsätzlich bedeutet für mich Glück, mit den Menschen, die ich liebe, beisammen zu sein und zu wissen, ich kann mich auf sie verlassen. Das ist für mich das immerwährende Glück.
  • Kurzzeitiges Glück können aber auch Erfolge oder gewisse schöne Momente hervorrufen.
  • Glück ist für mich auch, morgens die Vögel singen zu hören, Sonnenstrahlen zu spüren und mir wohl gesonnene Menschen um mich zu haben.
  • Da gibt es zwei Glücksarten. Einmal wie Glück und Pech – das heißt, wenn es das „Schicksal“ gut mit einem gemeint hat. Das Glücksgefühl ist allerdings nur in einem Augenblick zu erfahren.
  • Etwas sehr Vielfältiges: Etwas, das einen von innen heraus wärmt, belebt, einem Kraft gibt.
  • Die Ursachen hierfür können sehr vielfältig sein, gemeinsam verbrachte Zeit, ein geschafftes Ziel, ein nettes Wort, eine Geste!
  • Mit mir und meinen Lieben im Reinen zu sein, ohne gesundheitliche und materielle Nöte zu leben, so dass die theoretische Möglichkeit gegeben ist, nach seinen Talenten und Bedürfnissen zu Leben, ohne dabei andere zu behindern.
  • Erfüllt im Augenblick oder auch in einer Situation, z.B. dabei sein zu dürfen, wenn das Welttheater SONNE, MOND UND STERNE aufgeführt wird. Was auch viel mit der richtigen Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu tun hat!
  • Glück geht über den Augenblick hinaus. Es ist ein Gefühl, das lange in einem herrschen kann. Manchmal wird es von Traurigkeit abgelöst.
  • Augenblicke, die mich tief berühren; erfassen; ergreifen – können Begegnungen mit geliebten Menschen ebenso sein, wie der Gesang eines Vogels; eine Blume am Wegesrand ...
  • Stimmigkeit meiner inneren und äußeren Verhältnisse.
  • Meinen Enkelkindern beim Herumspringen in Wald und Flur zuzusehen.
  • Ich glaube, es gibt wirklich nur vollkommene Glücksmomente – eben Augenblicke.
  • Ich versuch ́s mal: Ganz in einer 'Aufgabe' aufzugehen, so sehr, dass man das Gefühl hat: Ja, das bin ich ganz und gar.
  • Wenn ich mein Tagespensum ohne Schwierigkeiten locker und leicht schaffe.
  • Umgang mit Menschen, mit denen ich mich verstehe, gegenseitige Anerkennung, Wertschätzung,
  • Bestätigung, Gedankenaustausch, gemeinsames Erleben, Tun (z.B. Musizieren!) und Lachen, Teilen, Empathie, wortloses Verstehen.
  • Glück ist immer eher ein kurzer Augenblick, der plötzlich da ist. Viel wichtiger ist es, wenn ich mit dem derzeitigen Leben zufrieden bin und nicht immer dem Glück nachjagen muss.
  • Glück und Zufriedenheit sind für mich voneinander so verschieden wie das bewegte und das stille Meer. Glück ist, mit dem Liebsten eins zu sein, Zufriedenheit der Rest des Lebens.
  • Momente der Meditation und des Losgelöstseins.
  • Ein positives Ereignis wie die Geburt eines Kindes.
  • Ein längerer Zeitabschnitt, frei von Problemen.
  • Erste Krokusse auf der Wiese nach langem Winter; Sternschnuppen am Himmel und Leuchtalgen im Meer, beides in einer Neumond-Nacht auf der Hallig Hooge an der Nordsee.
  • Ein weinendes Kind, das man trösten kann.
  • Für mich ist tatsächlich der Augenblick mein Glück.
  • Ein gelungenes Leben: z. B. im Beruf, in der Familie, in der kulturellen Teilhabe.
  • Meiner aufmerksam zuhörenden Enkeltocher vorzulesen.
  • Harmonie, Zufriedenheit, Freude
  • Für mich ist Glück keine Augenblickssituation.
  • Zum Glück oft mehr als nur ein Augenblick!!
  • Darüber haben sich schon viele Philosophen den Kopf zerbrochen. Ich meine, Glück ist etwas sehr Persönliches, hat auch mit Herkunft, Lebenserfahrung, Beziehungen, Gesundheit und auch eigenem Bemühen zu tun. Glück muss sich wohl entwickeln – aber wie? Auf jeden Fall lässt sich Glück nicht planen.
Wie interpretieren Sie die Aussage „Es ist der Menschen Weh und Ach, tausendfach“? (Lied 16) 
  • Das Lied handelt von unerwiderter oder verlassener Liebe. Dagegen gibt es kein Heilmittel oder eine Tablette etc. und etliche leiden daran.
  • Das Zerrissensein in der Angst um Erfüllung oder Misslingen des eigenen Begehrens.
  • Wenn ich es richtig verstehe, besagt das Lied, dass Liebeskummer für viele Menschen zum Leben gehört.
  • Ich habe auch schon Situationen erlebt, da dachte ich, es wird nie wieder gut, von daher finde ich das „Gejammer“ völlig verständlich.
  • Das Leben ist wie das Meer. Wellental und Wellenberg wechseln. Nach dem Ach kommt das Hach!
  • Männer sind bei der kleinsten Unpässlichkeit gleich todkrank. Kaum kommt ein hübsches Mädchen/Frau daher, reißt man sich zusammen. Karrikatur?
  • Dies ist eine sehr negative Aussage; das Gedicht endet aber positiv, weil er den Liebeskuss von Phylis erhält und in Frieden stirbt.
  • Der Schmerz von unerwiderter, unerkannter Liebe, der immer wieder vorkommt.
  • Hoffnungsloser Liebeskummer
  • Die glücklichen und leichten Momente im Leben sind nicht der Normalzustand, sondern eine Art Belohnung, die man sich manchmal erarbeiten, die einem aber auch unverhofft zufallen kann.
  • Alles schon erlebt …
  • Abhängig von der Liebe.
  • Liebesleid und Beziehungsprobleme können uns ganz schön mitnehmen, aber natürlich auch das Gegenteil bewirken.
  • Im Text geht es um Liebeskummer - für mich gibt es noch weiteres Weh und Ach – tausendfach: Armut, Gewalt ... Sollte so nicht sein. „Weh und Ach“ macht unglücklich, hemmt und macht alt.
  • Der Mann leidet an Liebeskummer und/oder an einem unbefriedigenden Sexualleben. Das ist wohl mit „es“ gemeint.
  • Das Weh und Ach des Menschen ist es, dass er immer der Liebe nachjagen muss.
  • Da muss ich nur genau meine Mitmenschen um mich herum betrachten, dann gibt das genug Antwort.
  • Sich unglücklich verlieben
  • Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich „sterbenskrank“ ist.
  • Gemeint ist wohl -in einer typischen 'numerischen' Hyperbole - dass sich solche Gefühlskapriolen immer wieder ereignen können.
  • Krankheit an der Liebe.
  • Ich finde diesen Menschen etwas wehleidig, - witzig vertont.
  • Der hat wohl heftiges Fieber.
  • Gefühle sind oft nicht kontrollierbar.
Wie finden Sie die Figur des Schwartenhalses? (Lied 8)
  • Sehr lustig, irgendwie ein bisschen arrogant würde ich sagen.
  • Ein armer Bettler, der aber auch den unangenehmsten Moment rettet.
  • Ich finde die Figur lustig.
  • Stets um sein Bestes bedacht, dafür geht er auch Betrug ein und brüstet sich damit. Eine Kategorie Mensch, die es auch heute noch gibt, die ich aber versuche zu meiden.
  • Ein Filou, gibt ́s auch heute noch.
  • Ein Säufer = unsympathisch
  • Lustig, ein Halunke, der mal was Schlechtes erlebt.
  • Ich empfinde ihn als einen Mann, der das Glück hat, in den Tag hinein leben zu können und keine wahren Verpflichtungen zu haben scheint. Die Tatsache aber, dass er dennoch nicht damit zufrieden ist, was ihm seine Mitmenschen aus Freundlichkeit geben und er trotz Lebensumstände noch immer Ansprüche an seine Umgebung stellt, macht ihn mir ein Stück unsympathisch.
  • Der Schwartenhals ist ein Lebenskünstler. Ich bevorzuge es allerdings, zu arbeiten, anstatt Leute um ihre Barschaft zu erleichtern.
  • Eine Witzfigur. Das Lied erinnert mich ein bisschen an Gilbert & Sullivans Stil und satirische Gesellschaftskritik.
  • Amüsant im Lied, aber in der Realität schätze ich solche Typen weniger.
  • Ein unsympathischer, schnorrender, aber ansteckender Lustbold.
  • Ich kann nicht behaupten, dass er mir sympathisch ist. Vor meinem inneren Auge sehe ich einen ziemlich beleibten Mann mit Fettflecken auf der Weste und Essensresten im Bart.
  • Nicht besonders sympathisch!
  • Lustig, der fällt irgendwie immer auf die Füße.
  • Solche Menschen gibt es.
  • Auf den ersten Blick eher unsympathisch. Beim differenzierteren Hinschauen auch sympathische Eigenschaften: Humor, kann über sich selbst lachen. Und der reiche Kaufmannssohn hat sich sein Vermögen evtl. auch nicht selbst erarbeitet.
  • Eher unsympathisch
  • Er ist eine Art sympathischer Gauner, eine Art Robin Hood.
  • Ich mag Menschen, die auf Kosten andere Leben, nicht sehr, allerdings manche Menschen können nicht anders.
  • Ein „cooler Typ“, der mit jeder Situation im Leben gut zurechtkommt und über sich selber lachen kann.
  • Typisch dieser Zeit angepasst, wenngleich es diesen Typen heute auch noch gibt, eben moderner.
  • Der Schwartenhals gehört zur Vielfalt menschlicher Existenz.
  • „Schwartenhals“ hatte ich nie vorher gehört. Kleiner schmieriger Abstauber, Ausnutzer, Dieb.
  • Nachvollziehbar, eigentlich sympathisch, leider tragisch.
  • Ein Gauner, Habenichts und Taugenichts, aber von einer gewissen Bauernschläue, dem das Lachen noch nicht vergangen ist.
  • Das ist vermutlich einer, der dem Glück hinterherrennt, der es “nicht geschafft” hat, der vielleicht auch noch nicht herausgefunden hat, wie “es geht”. Lustig, aber auch nachdenkenswert.
  • Lebenskünstler
  • Einer meiner ersten Filme, der mich lange sehr beeindruckt hat, zeigte einen 'romantischen' freiheitshungrigen 'Stromer', dem aber alles glückte, wenn auch unter Umgehung mancher Gesellschaftsregeln. So einer ist der Schwartenhals - eine romantische Verklärung eines äußerst mühsamen und wenig empfehlenswerten Lebensentwurfes.
  • Einer, der sich nicht unterkriegen lassen will, im Grunde ein Taugenichts, aber der reiche Kaufmannssohn wird ja durch ihn nicht viel ärmer!
  • Burlesk, ungeschlacht, gerissen, schlau.
  • Vergnüglich, ein Lebenskünstler aus einer anderen Zeit, der sich nicht unterkriegen lässt.
  • Etwas tragisch.
  • Ein Schnorrer.
Das Gedicht „Mondnacht“, das in der Spätromantik um 1835 entstand, wurde schon zigmal vertont. Macht es Sinn, diesen Text im Jahr 2006 noch einmal zu vertonen? (Lied 36)
  • Meine Antwort: ja. Warum sollte die erste oder zweite Vertonung sinnvoller sein als die zigste?
  • Warum sollte eine Vertonung, die näher am Zeitpunkt liegt, zu dem der Text geschrieben wurde, sinnvoller sein als eine andere, die jemand in deutlich späterer Zeit machte?
  • Macht logisch Sinn, jede Vertonung ist ja anders und muss in diesem Falle im Kontext gesehen werden.
  • Ja, weil sich von Zeit zu Zeit die Musikstile ändern.
  • Wieso nicht!? Es gibt doch immer wieder neue Ideen.
  • Jede Vertonung bringt eigene Vorteile.
  • Alte Weisheiten, Begebenheiten ändern sich nicht. Es ist interessant, wie man nicht zeitgemäße Texte vertonen kann und diese wieder moderner sind.
  • Ein so schönes Gedicht, dass es Sinn macht, es noch einmal zu vertonen.
  • Umso interessanter zu sehen ist es, wie die Komponisten in ihren jeweiligen Epochen denselben Inhalt auf so unterschiedliche Weise zu vertonen wissen!
  • Ja, denn jede Interpretation durch einen Komponisten hebt andere Facetten hervor.
  • Warum nicht?! Jede Generation hat ihre eigene Musiksprache. Je nach Vertonung können ganz unterschiedliche Aspekte / Eindrücke zum Vorschein kommen oder besonders betont werden.
  • Es ist sehr gut geworden, deshalb macht das natürlich Sinn. Es gibt von vielen Klassikern verschiedene Inszenierungen, die den Stücken neue Impulse geben.
  • Die Vertonung ist doch schön. Das Eine schließt das Andere nicht aus.
  • Weil die Freiheit der Kunst gilt: ja, immer wieder neu.
  • Je mehr Vielfalt, je größer die Auswahl - für jeden die passende Mondnacht!
  • Romantische, gefühlsbetonte Texte von Eichendorff könnten in jedem Musikstil und in jeder Zeit vertont werden. Solche Gedichte sollten nicht verloren gehen.
  • Unbedingt, wenn etwas so Schönes dabei herauskommt!
  • Die Rezeption ändert sich mit dem Umfeld, das darf sich auch die Musik ändern.
  • Ja, jede Zeit sollte mit neuen musikalischen Mitteln eine Neuvertonung wagen.
  • Ja, und ich finde, es Ihnen gut gelungen. Als ich das in der Kantate „entdeckte”, war mein erster
  • Gedanke: der Schindler ist kühn, dass er sich da mit Schumann messen will.
  • Die rhythmische Chormusik in SONNE, MOND UND STERNE ist so schön, ich bekomme beim Hören und selber Singen eine Gänsehaut, von daher macht es Sinn!
  • Für eine gute Vertonung lohnt es sich doch immer, oder?
  • Bei dem Ergebnis doch keine Frage!
  • Es ist mutig und man vergisst die anderen Vertonungen und vergleicht nicht.
Richten Sie ihr Leben nach der Sonne, nach dem Mond oder nach den Sternen aus? 
  • Mein Leben richtet sich nach meinem Willen aus.
  • Nach dem Mond!
  • Nach der Sonne!
  • Sonne und Mond.
  • Die Umstände bringen es mit sich, dass man sich an der Sonne / dem Mond beim Aufstehen zu Bett gehen orientiert. Dennoch glaube ich, dass ich eher ein Nachtmensch bin. Abend liege ich oft wach und habe es morgens dann schwer, aus dem Bett zu kommen.
  • Nicht im Sinne von Astrologie. Wenn die Sonne scheint, blühe ich regelrecht auf. Ich genieße das Licht und die Wärme. Wenn nachts die Sterne funkeln, finde ich es aber auch beeindruckend.
  • Nein, das heißt, ich richte mich beim Wäschewaschen nach der Sonne, auf dem Balkon an der frischen Luft und in der Sonne trocknet die Wäsche schön schnell!
  • Nach der Sonne. Ohne sie geht ja auch nix.
  • Sonne ja, Monde weniger, Sterne nein.
  • Not at all, believing in that is bullshit.
  • Schon ein bisschen! Ich kann nicht schlafen - ist Vollmond? Ich bin zornig und giftig - Skorpion?
  • Ja und Nein. Ich lebe in einem Haus mit Zentralheizung und Strom und bin in gewisser Weise auf Sonne und Mond, die meinen Tagesablauf prägen, nicht mehr angewiesen. Aber als Hobbygärtnerin weiß ich, welche Auswirkungen Sonnen- und Mondzyklus auf die Natur haben und beobachte sie. Im Urlaub genieße ich es, dem natürlichen Rhythmus mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
  • Eigentlich nur, was die Aussaat im Garten nach dem Mondkalender angeht.
  • Ja, ich bin absolut lichtsüchtig.
  • Wenn ich Horoskope, bzw. mein Horoskop mit meinen Freundinnen lese, ist das sehr witzig.
  • Das heißt, ich bekomme im weitergedachten Sinne gute Laune durch due Gestirne.
  • Unser Tagesablauf ist nun mal davon geprägt, somit bin ich der Meinung wir tun es alle, manche bewusst, die meisten unbewusst.
  • Ja, manchmal mehr, manchmal weniger. Insgesamt würde ich die Sonne, den Mond und die Sterne gern beständig und mehr in mein Leben einbeziehen: Tag - und Nachtrhythmus; den Rhythmus der Jahreszeiten; die Mondphasen; die Sterne – und ihnen stärkere Bedeutung geben in meinem Leben ...
  • Nein, zumindest nicht bewusst nach Mond und Sterne, Sonne ja wohl automatisch.
  • Nach der Sonne schon, habe aber kein Faible für Astrologie oder Mondphasen.
  • Gibt es etwas Schöneres als einen mondlosen Sternenhimmel. In einer klaren Mondnacht spazieren zu gehen, das trägt auch zu Glücksgefühlen bei.
  • Weniger nach den Sternen, aber nach der Sonne auf jeden Fall und zum Teil nach dem Mond.
  • Nein, überhaupt nicht!
  • Nach der Sonne auf jeden Fall (Tag und Nacht, Sommer und Winter), es geht gar nicht anders, nach den Sternen nicht
  • Nein, weil ich mich auf jeden Tag freue und gespannt bin, was er mir bringen mag.
  • Schöne Vorstellung, aber nicht relevant, es ändert ja doch nichts.
  • Eher nach dem Wetter (Gartenarbeit, Sport, Freizeit)
  • Sonne ja, Mond nein, Sterne nein
  • Ich lebe nach der Sonne und hole mir ganz bewusst ihre Energie. Der Mond führt meine Seele.
  • Ausrichten nicht - aber ich liebe alle DREI zu ihrer Zeit.
  • Mein Lebensrhythmus richtet sich nach Sonne und Mond; im übrigen steht alles in den Sternen.
  • Wenn man die Natur sehr liebt, macht man das wohl.
  • Ich persönlich nehme keine Rücksicht auf die Sterne!
  • Allenfalls im Sinne von Orientierung (ohne Kompass). Ansonsten halte ich weder etwas von 'Sonnenanbetern', noch von Horoskopen, mondbeeinflusster Düngerherstellung oder Sternzeichen-Analysen.
  • Die Sonne spielt für mich eine Rolle z.B. bei der Freizeitgestaltung oder Reiseplanung.
  • Nein, aber ich finde einen Sternenhimmel wunderschön (Am Meer, in der Einsamkeit)
  • Zum Teil, aber nicht nach Sternzeichen. Ich freue mich, wenn die Sonne scheint, über einen klaren Nachthimmel bei Vollmond und wenn die Sterne funkeln.
  • Klare Antwort: nein.
Kennen Sie den Sternenhimmel näher? Können Sie einzelne Sternenbilder benennen? (Lied 21)
  • Ein paar, aber nur sehr wenige.
  • Nein, aber manchmal sehe ich mir die Sterne an.
  • Ich denke, ich könnte vielleicht den großen und kleinen Wagen nennen, aber mehr nicht.
  • Ja, weil ich NWT habe (Naturwissenschaft und Technik) und man da ein Modul Astronomie hat!
  • Ja, wenn ich mit Freunden zelten gehe, betrachten wir oft stundenlang den Sternenhimmel.
  • Die Sterne haben mich schon immer interessiert.
  • Ich finde den Polarstern und den großen Wagen. Ein paar weitere Sternbilder kann ich benennen, würde sie aber am Himmel ohne vorheriges Einlesen nicht finden.
  • Den großen Wagen kann ich erkennen!
  • Orion, Großer und Kleiner Wagen und außerdem Tolkiens fiktive Sternenwelt.
  • Es ist wunderbar, nachts den Sternenhimmel zu betrachten. Auch ein Besuch im Planetarium ist eine Reise wert. Und ja, ich kenne ein paar Sternenbilder (Orion, der große Wagen, Cassiopeia, das Himmels-W), aber erkennen tu ich sie nur bei uns, wenn es nachts so hell ist, dass man nur die hellsten Sterne sieht...
  • Ja, und ich bin von ein paar Nächten in Australien immer noch vom Himmel der Südhalbkugel (mit Skorpion und Kreuz des Südens) fasziniert. Leider sieht man bei uns den Sternenhimmel nur schwach, da muss man ins Gebirge.
  • Kenne leider nur sehr wenige Sternbilder, würde mich gern besser am Sternenhimmel orientieren können.
  • Bestimmen könnte ich nur den „großen Wagen“.
  • Nur die Basics: Großer/kleiner Wagen, Polarstern, ...
  • Den großen Wagen, Abendstern, Milchstraße
  • Nein, bin in der Hinsicht ein Banause. Ich liebe aber sternklare Nächte.
  • Zur Not erkenne und benenne den großen Wagen. Sonst stehe ich dem Sternenhimmel eher unbedarft romantisch gegenüber.
  • Begrenzt sich bei mir auf den großen und den kleinen Bären und den Orion (der mich als mythischer Jäger am Himmel irgendwo fasziniert)
  • Ja. Die kann ich sogar im Urlaub am Meer, wo der Himmel noch durchsichtig und klar ist, erkennen. Dort hat man auch das Gefühl, vom Himmel erdrückt zu werden, so viele Sterne sieht man da.
  • Jungfrau, Großer und Kleiner Wagen, Zwilling etc.
  • Manchmal verfolge ich Venus und Jupiter am Himmel, wenn besondere Konstellationen zu erwarten sind.
  • Nur wenn ich - eher zufällig- eine Sternenkarte mit Erklärung in einer Zeitschrift oder Zeitung in die Hände bekomme. Mir bekannte Sternbilder: großer Wagen, Cassiopeia und Orion (stellt für mich eine Tanzende dar)
  • Großer Bär, kleiner Bär, Löwe, Schütze, Großer Wagen, Kleiner Wagen
  • Meine Kenntnis geht nicht über den großen Wagen hinaus.
  • Ich bin kein Astronom. Aber ein paar wenige Sternbilder kenne ich. Am meisten jedoch beeindruckt mich der Sternenhimmel im Sommer über dem Atlantik. Diese Klarheit und Weite sind unbeschreiblich. Da denkt man vielleicht doch an die Ewigkeit.
Haben Sie beim Anblick des Vollmondes in einer klaren Nacht besondere Gedanken? (Lied 30) 
  • Nein! Ich finde aber, dass der Mond generell, nicht nur als Vollmond, ganz wunderbare Stimmungen hervorruft. Für mich vergleichbar mit einem Sonnenaufgang. Einfach ein grandioses Naturereignis.
  • Ich fahre gerne nach Schweden, dort sieht man Millionen von Sternen in vielen klaren Nächten und besondere Gedanken kommen da automatisch.
  • Ja, denn er hat mir schon einmal als ich jünger war, sehr viel Glück gebracht und daran erinnere ich mich immer. Außerdem hat er etwas Magisches.
  • Wie schön und hell er doch scheint, und ich denke an die Personen, die mir erzählt haben, dass Sie bei Vollmond nicht schlafen können.
  • Wie sieht es wohl auf dem Mond aus?
  • Manchmal denke ich an eine Kindertheateraufführung von 'Peterchens Mondfahrt'. Manchmal an die kosmischen Urgewalten (= hoffentlich bleibt er da oben).
  • Ich bin jedes Mal völlig fasziniert und gucke am liebsten mit meinen kleinen Enkeln.
  • Hoffentlich fühlen sie sich nicht so winzig dabei wie ich.
  • Irgendwie muss ich immer an Wölfe denken.
  • Ich finde den Anblick sehr schön und empfinde dabei auch mehr als beim Betrachten des normalen Mondes. Dennoch habe ich dabei keine speziellen Gedanken.
  • Ich finde es schön, wenn er den Himmel erleuchtet. Wenn ich den Mond ansehe, muss ich oft an Matthias Claudius denken, dessen Biographie ich kürzlich gelesen habe und der so viele Schicksalsschläge hinnehmen musste.
  • Wie wunderbar doch so vieles in unserem Universum ist!
  • Meist ein Sinken in friedliche Entspannung, manchmal auch Gedanken über das Heulen der Wölfe.
  • Er mutet mir unheimlich an.
  • Ja, es berührt mich.
  • Ja, träumerische.
  • Erst mal bin ich irritiert, dass es nachts so hell ist. Faszination. Besondere Gedanken aber eher nicht.
  • Klare Vollnächte gefallen mir – besonders im Sommer, regen mich an, über Sinn des Lebens und Sterbens nachzusinnen.
  • Ich schlafe dann schlecht.
  • Ja, das auf jeden Fall, ich liebe den Vollmond an einer klaren Nacht. Ich denke an geliebte Menschen und Verstorbene und die Unendlichkeit des Universums.
  • Nein, aber es ist wunderschön, eine Vollmondnacht in den Bergen ohne Lichtverschmutzung zu erleben.
  • Gefühle zwischen Euphorie und Sehnsucht.
  • Vollmond ist für mich der Inbegriff von Romantik und Ewigkeit.
  • Keine konkreten Gedanken, eher ein trauriges Gefühl.
  • Dass er in aller Fenster guckt und was er schon alles gesehen hat.
  • „Mond - bleicher Freund aller Liebenden“ Das sind meine Gedanken.
  • Da bewegen mich keine besonderen Gedanken, nur dass der Vollmond am klaren Himmel einfach schön ist, kalt und schön.
  • Der Vollmond strahlt Schönheit, Ruhe aus und regt mich zum Nachdenken über das Universum an.
  • Hängt aber von den Umständen ab.
Bewundern Sie Enthusiasten mit ihrem uneingeschränktem, emotionalen und persönlichen Einsatz? (Lied 38) 
  • Manchmal schon, aber auf Dauer ist es vielleicht auch ein bisschen nervig.
  • Natürlich!
  • Es lohnt sich, zum glücklich sein und um ein schönes, nennenswertes Leben zu haben.
  • Es ist wichtig, in Lebensbereichen, die einem besonders wichtig sind, enthusiastisch zu sein.
  • Man sollte grundsätzlich aus allem versuchen, das Beste herauszuholen. Allerdings ist es auf Dauer sehr anstrengend für diese Menschen, die sich in allen Bereichen mehr als nur engagieren. Deswegen können einem diese Menschen fast Leid tun.
  • Ich gehöre wohl selbst auch zu dieser Gruppe. Man muss sehr aufpassen, dass man sich nicht ausnutzen lässt und nicht ausbrennt – es ist nur ein schmaler Grat. Menschen, die sich weniger einsetzen, egoistischer sind und abschalten können, haben es leichter. Vielleicht leben sie aber auch nicht so intensiv.
  • Ohne das Engagement Einzelner wäre das Leben auf der Erde nicht zu schaffen!
  • Bewundern vielleicht nicht gerade, aber ich stimme dem Text zu, dass sie für die Menschheit lebenswichtig sind.
  • Wenn Sie darüber ihr eigen ICH vergessen, dann nicht. „Ihr eigen ich vergessen sie!“ Darin liegt die Gefahr der Ruhelosigkeit.
  • Nein, ich glaube, dafür bin ich zu rational. Mit ihrem Enthusiasmus zerstören sie leider auch viel. Leute die für ihre Ziele einstehen, kämpfen, Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, aber auch wissen, wann sie an ihre Grenzen geraten und besser nicht weitermachen, die bewundere ich.
  • Sehr zwiespältig: diese Menschen können ungeheuerlich viel bewegen, allerdings im positiven wie im negativen Sinne; für Kritik sind sie meist nur eingeschränkt zugänglich; rollt der Zug erst einmal, lässt er sich kaum mehr aufhalten
  • Nein, da gibt es manchmal auch zu viel des Guten.
  • Ja, ohne Sie wäre die Welt kälter und leerer.
  • Ich bin wahrscheinlich auch einer. Im Sozialbereich zu arbeiten, bei dem Verdienst und der Arbeitszeit benötigt Enthusiasmus.
  • Heute denke ich zunächst eher an Fanatiker und Fundamentalisten. Die schrecken mich ab. Enthusiasten sind wohl der positive Gegensatz – das bewundere ich, wenn es nicht zu Militanz, Intoleranz und in Ideologien führt.
  • Begeisterte bewundere ich; von denen lasse ich mich mitunter gern „anstecken“ – im positiven Sinn. Fanatiker und Fundamentalisten fürchte ich!
  • Ich bin so ein Mensch.
  • Ja und nein. Viele Enthusiasten bewundere ich. Man ist geneigt, diejenigen Enthusiasten gut zu finden, die sich für eine Sache begeistern und einsetzen, die den eigenen Idealen entspricht. Andere Enthusiasten verurteilt man als Fanatiker oder Irre. Mir geht es da ebenso. Was ist der Unterschied zwischen einem Enthusiasten und einem Fanatiker?
  • Eigentlich nicht.
  • Auf jeden Fall!
  • Nein, da müsste ich mich ja selbst bewundern.
  • Auf jeden Fall. Die enthusiastischen Mühen der Wissenschaft zum Beispiel haben in den letzten 200 Jahren die Lebenserwartung des Menschen deutlich erhöht.
  • Bewundern? Nein. Es gibt sie, wie es viele andere menschliche Naturelle gibt.
  • Nein, manchmal ist weniger mehr.
  • Nicht unbedingt bewundern, aber wir brauchen Enthusiasten.
  • Ich bewundere Menschen, denen es gelingt, ihre Gaben voll zur Entfaltung zu bringen.
  • Sie sind die Größten!!!
  • Ja, wenn ich deren Handeln rational noch nachvollziehen kann.
  • Aber sicher. Solange der Enthusiasmus nicht in Manie ausartet: Ja!
  • Gut, dass es sie gibt.
  • Sie sind manchmal zu bewundern, wenn Sie nicht zu Fanatikern werden.
  • Mit meiner Bewunderung bin ich da – zunächst – zurückhaltend. Der Übergang zu Realitätsverlust, gar ideologisch gesteuerter Attitüde und Aktionismus ist nach meiner Erfahrung fließend, während ich natürlich jemandem, der mit Engagement und Struktur sich einer Sache oder einem Ziel zuwendet, meine Anerkennung keinesfalls versage.
„Fahr zu, o Mensch, kommst weiter nicht als bis zur Gruft.“ Lohnen sich Ehrgeiz, Fortschrittsglaube und Alltagsmühen überhaupt?(Lied 6)
  • Wenn man stets sein Ziel vor Augen behält und es einigermaßen greifbar zu sein scheint. Sicher lohnt es sich, sich in eine Sache reinzuhängen!
  • Ja, man kann etwas erreichen und glücklich werden.
  • Ja, auch wenn nicht das Erhoffte geschafft wird, es kommt immer etwas anderes Gutes zurück.
  • Ich finde es unsympathisch, wenn jemand zu ehrgeizig ist, aber in richtigem Maße ist es gut.
  • Wenn man es will, kann man fast alles schaffen.
  • Ich würde zunächst zwischen Fortschrittsgläubigkeit und Alltagsmühen einen Unterschied machen. Sehe den Sinn des Lebens nicht darin, es „auf die Spitze zu treiben“, auch wenn dies schon auch positive Aspekte haben kann (Forscher, Entdecker). Halte Anstrengung im Leben, wenn sie nicht mit Hybris verbunden ist, für gut.
  • Eifer, Ehrsamkeit und Ehrlichkeit lohnen sich; Geiz nicht. An den ewigen Fortschritt glaube ich schon lange nicht mehr; Alltag ist Mühe und Lust.
  • Natürlich. Ich möchte nicht im Sterbebett liegen und mir sagen, dass ich es zu nichts gebracht habe.
  • Auf jeden Fall, sonst würde man im Leben nichts erreichen.
  • Ja, wofür lebt man denn sonst? Ich strebe in den Bereichen, in denen ich wirklich gut bin, immer an, zu den Besten zu gehören oder gar die Beste zu sein! Dennoch sollte man aus Selbstschutz scheuen, dass einen der Ehrgeiz nicht übermannt!
  • Wenn wir alles Tun an der Vergänglichkeit unseres Daseins messen würden, wäre vieles oder sogar alles sinnlos. Unser Antrieb ist es wohl, Spuren zu hinterlassen, damit wir nicht vergessen werden und „nachwirken“.
  • Aber sicher, etwas erreicht zu haben, verschafft persönliche Befriedigung und Fortschritt kann helfen.
  • Ja. Ich finde, der Text ist sehr negativ, als ob das Leben selbst unwichtig wäre.
  • Ein weiser Satz. Fast biblisch. Es gibt Wichtigeres. Viel Wichtigeres.
  • Ja, für mein persönliches Leben.
  • Das hängt von den Erwartungen des Einzelnen ab. Was für mich erstrebenswert scheint, ist für meinen Nachbarn völlig ohne Sinn. Aber nur so kann man die Möglichkeit offenhalten, im Einklang mit Umwelt, Natur und Mitmenschen zu leben.
  • Oft lohnt es sich, doch es gibt auch vieles, was nicht die Mühe wert ist. Dies zu erkennen erfordert wohl eine gewisse Lebenserfahrung.
  • Ja, sonst würden wir noch in der Höhle wohnen und müssten mit Keulen auf die Jagd gehen.
  • Es ist unsere Aufgabe, zu bebauen und zu bewahren.
  • Ehrgeiz, Fortschrittsglaube, Alltagsmühen – kann man diese drei Begriffe in eine Reihe stellen? Ehrgeiz ist bei mir durchaus positiv besetzt, solange er sich mit gutem Sozialverhalten verbündet. Beim Fortschrittsglauben sollte man Klarheit darüber haben, welcher Art Fortschritt gemeint ist. Weiterentwicklung zum Guten hin, insbesondere auch im Umgang der Menschen untereinander, verdient ja durchaus “ehrlichen Glauben”. Wenn man nur den technischen Fortschritt als Fortschritt versteht, verengt man seinen Blick allerdings sträflich. Und das Alltagsmühen – ja, Mühe sollten wir uns schon geben, und ein gewisses Maß an Anstrengung kann ja wohl förderlich sein, ist eigentlich notwendig zum Wohle aller. Damit meine ich wohl etwas anderes als Justinus Kerner.
  • Irgendwie muss man doch seine Zeit bis zur Gruft mit etwas Interessantem verbringen!
  • Die traurige Alternative wäre, unverzüglich zur Gruft zu schreiten.
  • Lohnen sich dann, wenn man sich mit Kerner der Begrenztheit des Fortschrittsglaubens bewusst ist.
  • Sonst würde sich die Menschheit nicht weiterentwickeln.
  • Ja, der Weg ist das Ziel.
  • Es darf nicht zum Selbstzweck werden, es muss Zeit zum eigentlichen Leben mit Familie und Freunden bleiben – auch zur Muße!
  • Grundsätzlich ja, man hinterlässt der nächsten Generation Impulse.
  • Ja. Das Proprium des Menschen ist die Selbstverwirklichung, auch im Bewusstsein der Endlichkeit.
  • Manchmal merkt man leider zu spät, dass es sich gelohnt hätte bzw. dass man hätte überlegter handeln sollen.
  • Natürlich, wer will schon am ein langweiliges Leben - weil ja doch am Ende der Tod steht!!
  • Bis dahin will das Leben doch spannend gestaltet werden. Wo bliebe denn da sonst der Fortschritt?
In der Kantate gibt es  Gedichte von Simon Dach, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmanswaldau und Gottfried Herder. Es sind deutschsprachige Dichter, die in Schlesien oder Ostpreußen geboren wurden. Kennen Sie diese Gebiete? Gibt es für Sie eine innere Beziehung dorthin? (Lied 4 / 17)
  • Nein, ich kenne sie nicht.
  • Nein, da es im Osten liegt.
  • Ich kenne diese Gebiete, habe aber keine eigene Beziehung dorthin. Da meine Herkunft mütterlicherseits aber auch nicht deutsch ist, kann ich es nachvollziehen, wenn andere Menschen zu ihrem Herkunftsland eine besondere Beziehung besitzen, obwohl sie selbst nicht mehr oder vielleicht noch nie (nur ihre Vorfahren) dort gelebt haben. Schon die spezifische Erziehung der Kinder im Stil der alten Herkunft baut eine größere Verbindung zu seinem Ursprungsland auf, als zu dem, indem man eigentlich lebt!
  • Der Vater unseres Freundes kommt aus Ostpreußen und hat seine Erinnerungen aufgeschrieben.
  • Ich empfand es als große Ehre, dieses sehr persönliche Buch zu bekommen und lesen zu dürfen.
  • Ich kenne diese Gebiete aus Romanen und aus dem Geschichtsunterricht, habe aber keine persönliche Beziehung zu ihnen.
  • Ich war selbst noch nie in den Gebieten, aber mein Vater kam aus Ostpreußen. Da aber die ganze Familie fliehen musste, habe ich keinen wirklichen Bezug zu Ostpreußen.
  • Dass dies einstmals deutsche Gebiete waren, wo auch kulturelle Wurzeln liegen, ist mir wohl bewusst. Vor Jahren machte ich eine Studienreise durch einen Teil Polens, was mich allerdings nicht dazu verführt, zu behaupten, ich kenne diese Gebiete.
  • Ich kenne diese Gebiete nicht, habe keine innere Beziehung, aber sie sind sprachlich interessant.
  • Nein, obwohl ich in einer „Flüchtlingssiedlung“ mit solchen Straßennamen lebe.
  • Vorfahren von mir kamen von dort.
  • Beziehungen nur aus der Literatur bzw. dem Geschichtsunterricht.
  • Von den Gebieten habe ich schon gehört, Verbindungen gibt es aber keine.
  • Meine Schwiegermutter stammt aus Schlesien. Ansonsten wecken die genannten Gebiete bei mir eher unangenehme Gedanken an den 2. Weltkrieg
  • Meine Wurzeln (die Geburtsorte meiner Eltern und Großeltern) liegen in Schlesien; von daher habe ich eine besondere innere Beziehung in das heutige Polen.
  • Ich wohne in einer Siedlung mit Nachbarn aus Schlesien und Ostpreußen, die mir schon viel vom Flüchtlingszug erzählt haben.
  • Es sind wunderschöne Gebiete. Viele Menschen sind bei Kriegsende hierher geflohen, heute ist es polnisch, man kann dort gut Fahrrad fahren!
  • Ich habe diese Gebiete nie besucht, kenne aber Leute, die mir nahestehen, die dort geboren wurden und später von dort vertrieben wurden beziehungsweise geflüchtet sind.
  • Als Region habe ich keine innere Beziehung dorthin - Herder und Gryphius habe ich dort auch nicht unter regionalen Gesichtspunkten festgemacht.
  • Schlesien kenne ich von einer Reise und war vom Riesengebirge sehr beeindruckt.
  • Klar, einer meiner Opas kam aus Königsberg, mein Vater aus Böhmen (Sudetenland), die Geschichte ist mir also in die Wiege gelegt und somit bestens bekannt.
  • Es gibt familiäre Beziehungen und innere Bindungen in geografisch-östlicher Richtung.
  • Nur Oberschlesien (Familie)
  • In unserer Familie gibt es keine Verbindung dorthin.
  • Kenn ich nur aus Büchern und Filmen.
  • Nein, aber interessiert mich landschaftlich und historisch.
  • Ich war letztes Jahr in der Oberlausitz. Städte wie Görlitz und Zittau haben mich sehr beeindruckt - auch die ganze Gegend. Schlesien und Ostpreußen kenne ich leider nicht.
„Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit.“ Warum hält sich jede Generation für die wichtigste der Schöpfung? (Lied 3)
  • Ich weiß nicht, ich halte mich nicht für die wichtigste Generation.
  • Weil jede immer – wenn auch nur für sich – die neueste ist.
  • Weil sie denkt, immer etwas Besseres entwickeln zu können. Sie denkt, sie könnte mit ihren neuesten Erfindungen die Welt retten.
  • Weil wir nun mal nur eine bestimmte Zeit haben.
  • Weil die gerade lebende Generation die Fortschritte bringt.
  • Ist das so? Meiner Meinung nach ist es wichtig zu sehen, unter welchen Umständen die jeweilige Generation gelebt hat. Nur dann kann man annähernd versuchen, die Generationen zu vergleichen oder gar zu bewerten.
  • Das weiß ich auch nicht. Ich habe mich viel mit den Römern beschäftigt und festgestellt, dass diese in vielen Lebensbereichen schon genauso weit waren wie wir – und das vor 2000 Jahren, einer unvorstellbar langen Zeit. Schon der Bau des Limes war eine so herausragende technische Leistung, die wir - wenn überhaupt - nur mit modernsten Mitteln erreichen würden. Eigentlich haben wir uns gemessen an der Zeitspanne nicht wirklich weiterentwickelt. Vor allem haben wir immer noch nicht gelernt, die Schöpfung zu bewahren, alle Menschen zu achten und auf Kriege und Anschläge zu verzichten.
  • Weil sie nicht gewiss in die Zukunft schauen kann, sondern nur sieht, was sie anscheinend besser macht als vorangegangene Generationen.
  • Vielleicht, weil es so sein soll, weil es so gut ist. Ohne die Jungen, die die Welt verändern wollen, ohne die Mittleren, die die Welt verändern können und ohne die Erfahrungen der Älteren, würde alles nicht funktionieren.
  • Vielleicht, weil man hofft, nicht zufällig im Hier und Jetzt gelandet zu sein. Oder weil es das Einzige ist, was man beeinflussen kann und auch denken kann.
  • Tut sie das?
  • Selbstüberschätzung!
  • Das hat mit der Begrenztheit des Blickes zu tun.
  • Vielleicht fehlt der Überblick; oder man braucht die Wichtigkeit für sein eigenes Glück.
  • Weil es ihre Gegenwart ist und sie jetzt lebt.
  • Ich weiß nicht, ob sich jede Generation für die wichtigste hält – ich selbst halte unsere Generation nicht für wichtiger als frühere oder spätere. Das Lied stellt klar, wie es tatsächlich ist.
  • Ich halte unsere Generation nicht für die wichtigste; mir bietet eher Orientierung, dass der Mensch weichen muss, während die Zeit bleibt.
  • Weil wir uns nur die Zeit, in der wir leben, richtig vorstellen können. Das Vergangene und das Zukünftige kann man nur erahnen.
  • Arroganz – falls sie das tatsächlich tut.
  • Weil sich jeder nur seine Zeit denken und vorstellen kann.
  • Diese Frage und die ihr zu Grunde liegende Behauptung provoziert bei mir jede Menge Gegenfragen. Ist das wirklich so, dass jede Generation das glaubt? Denkt man überhaupt über diese Frage nach, ob man die wichtigste Generation der Schöpfung ist? Ist es eine relevante Frage für irgend jemand? Natürlich denkt man über sich und seine Zeit nach und hält das für wichtig. Es dient der eigenen Orientierung, dem eigenen Überleben und man hat dazu mehr Informationen, die das Nachdenken befeuern, als beim Nachdenken über andere Generationen. Deshalb findet man aber noch lange nicht, dass man die wichtigste Generation der Schöpfung ist.
  • Jede Generation möchte das Leben nach ihren Ideen gestalten.
  • So ist er halt, der Mensch, vielleicht musste er sich ja gerade so entwickeln.
  • Ich weiß nicht, ob diese Behauptung stimmt. Wir leben aus der Vergangenheit, in der Gegenwart zur Zukunft.
  • Weil sie sich (hoffentlich) verantwortlich fühlt für die Bewahrung der Schöpfung!
  • Ich für meinen Teil bin nicht sicher, ob sich jede Generation jeweils für den wichtigsten Teil der Schöpfung hält.
  • Ist das nicht sehr menschlich? Ich hoffe bloß, dass wir auch genügend an die nachfolgenden Generationen denken.
  • Tut das wirklich jede? Man könnte diese These denen entgegenhalten, die sich selbst als die verlorene empfand.
  • Jede Generation glaubt, neue Ideen zu haben, um die Welt besser zu gestalten als die vorangegangene Generation.
  • Jede Generation will sich neu erfinden.
  • Warum wohl? Das hat sicher mit dem Lebensalter und auch der Lebenserfahrung zu tun. Wenn man zur jungen Generation gehört, gehört einem auch die Zukunft. Das ist ja im Grunde genommen eine großartige Perspektive. Und das fördert vielleicht das Gefühl: ich bin wichtig. Ich glaube, dass dies einfach eine Zwischenstation in der eigenen Biografie ist. Der tägliche Zuwachs an Erfahrung, an Siegen und Niederlagen, an Hochgefühl und Niedergeschlagenheit wirkt – hoffentlich – wie ein Destillierungsprozess, an dessen Ende das Gehaltvolle übrig bleibt – und der angemessene Blick auf die Realität.
  • Jeder möchte sich doch auch selbst verwirklichen.
  • Schiller lobt „den goldnen Wein“, Goethe findet für jede Gelegenheit ein „Ergo bibamus“.
Ist Alkohol ein Treibstoff für die Künste? (Lied 5 / 10)
  • In Maßen vielleicht, aber allgemein nicht.
  • Nicht unbedingt, aber er hilft.
  • Auf jeden Fall! Alkohol bringt einen dazu, alleine den Mut zu haben, neue Dinge in Angriff zu nehmen. Ebenso, um einen überhaupt auf die Ideen zu bringen.
  • Ich glaube, dass man auch ohne Alkohol gut musizieren, malen oder sonstige Künste ausüben kann. Ein wacher (unbenebelter) Geist ist sehr leistungsfähig.
  • Nicht nur Alkohol, auch den Drogen wird das ja zugesprochen. Schwierig zu beantworten, aber es gibt bestimmt Menschen, die durch Drogen inspiriert werden und in eine Welt eintauchen, die sie als Grundlage für ihre Gedichte, Bücher oder Musik nehmen.
  • Es kommt darauf an, in welchen Maßen der Alkohol genossen wird!
  • Nein, man kann auch ohne Alkohol Spaß haben und kreativ sein!
  • Nein. Eher eine warme Tasse Tee daheim.
  • Das kann ich nicht beurteilen, da ich noch nie Alkohol getrunken habe.
  • Ja, aber nur in Maßen. Erst wird die Zunge gelöst und dann stürzt man ab...
  • O Ja! Es ist doch eine Mittel, aus sich herauszutreten und ein bisschen über sich hinauszusehen.
  • Mag sein, dass dies für einige Künstler stimmt, aber ich glaube nicht für alle.
  • Kann die Hemmungen für die konkrete Umsetzung einer Idee heruntersetzen, die Kreativität muss aber schon vorher Früchte getragen haben.
  • Es scheint so, es gibt aber glücklicherweise auch viel Kunst ohne Alkohol.
  • Ein Treibstoff von mehreren wohl schon!
  • Ich selbst bin beruflich u. a. in der Suchtberatung tätig, kenne also viele negative Folgen des Alkoholkonsums. Ich glaube, wir brauchen Berauschendes, Alkohol ist hierfür ein legitimes Mittel - sofern wir die Risiken beachten.
  • Die Worte Schillers sprechen mir aus der Seele; sind Treibstoff und Balsam für die Künste und das Leben; aber auch gefährlich – ohne die Tugend der Mäßigkeit.
  • So viele Künstler, so viele Treibstoffe! Wenn ich mich konzentrieren will und etwas genau ausarbeiten will, sind Alkohol oder andere Drogen dem eher abträglich. Ein großartiger Gedanke mag im alkoholisierten Zustand schon mal kommen, die Umsetzung profitiert wohl eher von einem nüchternen Geist.
  • Das ist kein Treibstoff für mein Musizieren und Singen.
  • Zu allen Zeiten wurden im künstlerischen Bereich Drogen konsumiert.
  • Nein eher hinderlich, Kreativität leidet unter einem benebelten Kopf.
  • Manchmal, aber nicht immer. Andere Drogen auch.
  • Rauschmittel als „Bewusstseinserweiterer“ muss ich angesichts vieler Beispiele wohl als Motoren künstlerischer Produktivität eher notgedrungen akzeptieren - in dieser Sturm-und-Drang-Hymne steht der Alkohol für mich aber eher als Symbol für das „Sich-gehen-lassen-dürfen“: und das kann ich situationsgebunden absolut akzeptieren.
  • Na ja, ich komme aus einer Weingegend, trinke selber ab und zu einen guten Tropfen und bin auch gerne künstlerisch tätig, z.B. in der Musik. Ich durfte in meiner Kindheit mehrere Instrumente lernen und habe auch schon die unterschiedlichsten Musikrichtungen selber ausprobiert und ausgeführt, von Blasmusik bis zur damaligen Beatmusik, ferner male ich auch gerne großflächige abstrakte Bilder in Acryltechnik, also als Treibstoff (ohne den geht ja die Maschine nicht) würde ich den Alkohol nicht bezeichnen wollen, aber als kleinen Anreger schon.
  • Ja bestimmt, wie man bei vielen ganz besonderen Künstlern sieht.
  • Alkohol bedeutet mir nichts und hat keinerlei Wirkung für mein Denken.
  • Generell sicher nicht. Das muss jeder individuell für sich ausprobieren, ob Alkohol seine Kunst fördert oder bremst. Im Übermaß erweitert es die Sinne sicher nicht positiv, sondern erschlägt alles.
  • Natürlich können Alkohol und Drogen das Bewusstsein und die Kreativität erweitern.
  • Wahrscheinlich, es gibt viele Künstler, die Alkoholiker waren.
  • Weiß ich nicht so genau. Ich trinke keinen Alkohol. Mir wäre wohler, wenn die „Ideen“ im nüchternen Zustand entstanden wären!
  • Es gibt genügend bedeutende Autoren, die 'tranken' (Brendan Behan, Brendan Kennelly (beides Iren), Dylan Thomas). Aber niemand weiß, wie ihre Kunst ausgesehen hätte, wenn sie NICHT getrunken hätten.
  • Nicht generell. Drogen allgemein können ein Auslöser sein, z.B. in der Musik (Jimmy Hendrix).
  • In Maßen genossen, denke ich schon.
  • Man weiß ja, dass die beiden Herren rechte Säufer waren und sicher vom Alkohol beflügelt wurden.
  • Vielleicht. Aber „Trunken müssen wir alle sein“ finde ich nicht so gut!!
  • Es ist bezeichnend, dass in früherer Zeit der Wein – und wohl auch das Bier – ein gewohntes Vergnügen war. Dafür habe ich großes Verständnis, wohnte ich doch in einer Weingegend – und ich mag den Wein, schätze ihn sehr als eine der köstlichsten Gottesgaben. Wie viel nun dem einzelnen Genießer gut tut – dazu gebe ich keine Empfehlungen. Doch habe ich schon oft erfahren, welch angenehmer Begleiter der Wein für Geselligkeit sein kann. Ich kann sogar mit mir allein “gesellig” sein!
  • Ob Wein ein Treibstoff für Künste ist, kann ich auch nicht behaupten. Dass ein guter Wein beflügelt, das meine ich schon. Aber ob sich das gleich in künstlerische Ergüsse auswirkt, das lasse ich offen.
  • Alkohol entzieht Kontrolle, eröffnet vielleicht auch neue Sichtweisen.
INTERVIEW / Fragen an Peter Schindler

Welche Motivation steht hinter der Auswahl dieses Kompositionsprojektes?
  • Die Schönheit und Feinnervigkeit meiner Muttersprache zu zeigen, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, dass „Altes“ sehr wohl bis heute gültig sein kann, dass die großen Themen Liebe und Tod in jeder Generation nur anders beleuchtet werden.
Wie kamen Sie auf die Idee, alte Texte zu vertonen?
  • Ich habe schon immer gerne Texte vertont, gelegentlich auch eigene. Mit sogenannten alten Texten“ fing es ab 2002 mit Eduard Mörike an. Seither keimte die Idee in mir, ein größeres Werk wie SONNE, MOND UND STERNE für Chor zu schreiben. Es hat mich immer erstaunt, ja geradezu verärgert, dass man bei einem Gedicht, das vor dreihundert Jahren entstanden ist, sagen darf: „Das ist ja verstaubt, heute ist da doch alles anders!“ Außerdem wollte ich jungen Menschen mit einer anderen musikalischen Umsetzung den Zugang zu diesen Texten, die ja unser überliefertes Kulturgut sind, erleichtern.
Woher nehmen Sie die Ideen für Melodien?
  • Genau kann man das nicht sagen. Ein Text liegt vor mir, dann schaut er mich an und sagt: LOS! Und dann mach ich halt einfach. Das kann ganz früh am Morgen sein oder mitten in der Nacht. Auf jeden Fall erzeugt regelmäßiges Arbeiten Kanäle für die Kreativität.
Keines der Stücke gleicht dem anderen, immer wieder treten neue Muster und Instrumentationsweisen auf. Haben Sie beim Schreiben eine Idee, wie sich das Stück in der kompletten Orchestrierung anhört, z. B. dass die Melodieeinwürfe von einer Oboe übernommen werden müssen, da nur sie den gewünschten Klang erzielen kann? 
  • Nein, ich marschiere einfach los. Wie ein Bergsteiger. Der kann am Fuße des Berges auch noch nicht sagen, wie es oben in 3000 m aussieht, welchen Haken und welches Seil er wann und wie lange nimmt. Ich habe eine Grundroute im Kopf, die ändere ich aber manchmal komplett. Die Melodie sagt einem schon genau, wo man hin muss und was sie noch für Instrumente braucht.
Wieso haben Sie sich dazu entschieden, gerade diese Gedichte auszuwählen?
  • Ich gehe intuitiv vor. Ein Gedicht spricht mich an oder eben nicht. Wenn es mir gefällt, geht die Vertonung zügig von der Hand. Ich habe aber schon auch nach formalen Gesichtspunkten ausgewählt. Zu lange durften die Texte dann auch nicht sein, das hätte den Rahmen gesprengt.
Warum haben Sie am Ende ein Zitat von Vivian Maier genommen? In wieweit ist es wichtig für  diese szenische Kantate?
  • Dieses Zitat der Fotografin Vivian Maier berührte mich zutiefst. Es erklärt auf einfache Weise den Zyklus des Lebens: Wir kommen, wir sind da, gehen wieder und machen Platz für die nächsten, die kommen. Das ist SONNE, MOND UND STERNE pur. Und zwischendurch haben wir die Verantwortung, das Beste aus unserem Leben zu machen. Und das gelingt eben jedem nach seinen Möglichkeiten.
Nach welchen Prinzipien haben Sie die Gedichte ausgewählt und sie in die von Ihnen gewählte Reihenfolge gebracht?
  • Haben Sie bis heute eine gültige Aussage? Grenzen Sie aus oder ein? Lassen Sie eine vielschichtige Deutung zu? Erzeugen Sie in mir eine Kompositionsstimmung? Rühren Sie mich an? Auch auf die Länge habe ich geachtet.
  • Als langjähriger Theatermusiker habe ich viele Liederabende und Programme gestaltet, ich habe bei SONNE, MOND UND STERNE sehr auf die Dramaturgie geachtet. Die Spannung und die Stringenz einer Geschichte muss immer gehalten werden. Manche Puzzleteile waren schnell beieinander, bei manchen Übergängen habe ich länger gebrütet!
Wie sind Sie darauf gekommen, so ein großes Werk in Angriff zu nehmen?
  • Immer wieder hört man landauf landab dieselben Stücke. Die haben natürlich alle ihre Berechtigung.
  • Das Publikum kennt sie, die Veranstalter kennen sie. Das garantiert ein volles Haus. Die Aufführenden kennen sie zumeist auch, das spart Probenzeit. Alles nachvollziehbar.
  • Aber jede Zeit hat die Verpflichtung, ein eigenes künstlerisches Statement abzugeben. Ich hab ́s zumindest versucht!
Warum haben Sie uns diese Fragen gestellt?
  • Wenn man sich wie ich über lange Zeit mit diesen Texten beschäftigt hat, kennt man nur seine eigene Meinung. Jetzt wollte ich unbedingt von der Wirkung dieser Texte und meiner Musik auf Sie erfahren.
Werden unsere Antworten Ihre Arbeit in Zukunft beeinflussen?
  • Ich denke schon. Es sind sehr lebensnahe und erfrischende Antworten dabei, die mich zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken bringen.

Regie-Ideen für SONNE, MOND UND STERNE - Liebeslieder - deutschsprachige Lyrik für Chor als weltliches Oratorium, rhythmische Chormusik, szenische Kantate in zwei Akten.

Vom prallen Leben, von ewigen Nächten und nimmersattem Fragen Heitere und ernste Betrachtungen des Lebens in zwei Akten

AKT 1

I Betrachtungen der Zeit

Lied 1 O Ewigkeit

Öffnen wir den Vorhang des Lebens und wagen einen großen Blick auf die Gestirne.

Lied 2 Was ist die Welt? / In Mitte der Ewigkeit / Was ist die Welt? / O Ewigkeit

Ewigkeit und Zeit sind nicht zu bemessen, so stellt sich die Frage: Was ist die Welt denn nun in Wirklichkeit?Glänzende Pracht oder nur Schein und Blitz, gar ein Windhauch?

Lied 3 Gedanken über die Zeit

Wir leben zwar in einer Zeit wie aktuell im Computerzeitalter, aber unsere Vorstellungskraft was große Zeiträume angeht, ist gering. Was sind 100 Jahre? Wieviel Zeit war vor uns? Wieviel Zeit wird nach uns kommen?

Lied 4 Der Augenblick ist mein / Aufforderung zur Fröhlichkeit / Der Augenblick ist mein

Trotzdem: Man soll das Leben genießen, den Augenblick wahrnehmen - Carpe diem, carpe noctem. Wem würde uns unser Traurigsein irgendetwas bringen?

Lied 5 Auf der Berge freien Höhen

Die Natur, die Elemente, wir machen sie uns zu eigen! Der Mensch kann vieles erreichen mit seinem Willen und seiner Kraft. 

Lied 6  Fahr zu, o Mensch!

Trotz allem: So hoch hinaus der homo sapiens will und gelegentlich auch kommt, er kommt nicht weiter als bis zur Gruft! 

Lied 7 Denk es, o Seele!

Und in jedem Augenblick soll er daran denken, dass es eher aus sein kann mit dem schönen Leben als dass die Pferde wieder im Stall stehen!

II Das pralle Leben

Lied 8 Der arme Schwartenhals

Der arme Schwartenhals, haha, der ist nicht arm! Er ist listig, frohgemut und zeigt uns, wie man geschickt durchs Leben kommt. Ein bisschen Mundraub hier und da und dort und schon ist man ein lachender Vagabund!

Lied 9 Zwei Gesellen

Auch die zwei Gesellen zeigen uns eindrücklich, dass es egal ist, wie man durchs Leben kommt; ob liegend im Grase oder futternd am Tisch: Am Ende erwartet uns lachend alle dasselbe Schicksal.

Lied 10 Ergo bibamus / Trunken müssen wir alle sein / Ergo bibamus

Manches Mal hilft nur eines: Trinken! Die Reben sind die Sorgenbrecher, und in jedem Falle und zu jeder Zeit kann das Motto heißen: Darum trinken wir!

III Die Liebe, die Sehnsüchte, vom Leiden und der Leidenschaft

Lied 11 Fröhlich, zärtlich

Liebe ist die große Triebkraft des Lebens. Verliebte genießen Narrenfreiheit. Nur geschwind Bauch an Bäuchlein gedrückt und alles Glück der Welt ist greifbar.

Lied 12 Klosterscheu

Lied 13 Die widerspenstige Braut

Doch weh denjenigen, die nicht lieben dürfen. Das bringt Verdruss und verursacht Rachegfühle. 

Lied 14 Wer da will der Liebe leben

Und wer lieben darf, soll sich glücklich schätzen.

Lied 15 Ich liebe, du liebest … /  Ich und du

Alle wollen lieben, ALLE wollen geliebt werden: Wir leben, um uns zu lieben!

Lied Es ist der Menschen weh und ach so tausendfach

Wer der Liebe entsagen muss, wird krank. Kein Trank, kein Pulver, keine Pillen können dann helfen: Nur ein Kuss!

Lied 17 Auf den Mund

Man kann man ihn deshalb nicht oft und lange genug loben, den Purpur-MUND!

Lied 18 Alles hat seine Zeit

Wir kehren zurück zum Ausgangspunkt und halten fest: Alles hat seine Zeit, auch wenn wir keine Zeitwahrnehmung, sondern nur eine Wahrnehmung in der Zeit haben.

Lied 19  Der Augenblick ist mein/ Part 2

Die Wollust bleibt der Zucker, der uns den unsteten Lebenslauf versüßt! Wie ein Manifest des Lebens preisen wir ein weiteres Mal den Augenblick.

AKT 2

IV Woher und wohin? Der Sternenhimmel

Lied 20  Wo?

Der zweite Akt beginnt ganz friedlich. Sterne, die wie Todeslampen über uns schweben, wenn wir einst begraben sein werden, das ist ein wundervolles und tröstendes Bild.

Lied 21 Die Sternseherin Lise

Der Blick in den unendlichen Sternhimmel und eine Todessehnsucht.

V Allerlei wunderliche Geschichten

Lied 22 Das Wunderhorn

Das Eröffnungsgedicht aus „Des Knaben Wunderhorn“ Ein Füllhorn, ein Wunderhorn voller Lieder und Klänge bringt der Knabe auf dem schnellen Ross seiner Kaiserin.

Lied 23 Es blies ein Jäger wohl in sein Horn

Eine rätselhafte und verworrene Geschichte, die uns dieses Lied erzählt. "Alles was er blies, das war verlor'n", heißt es vom Jäger, doch was mag das bedeuten? Und: Wer hat hier eigentlich wen an der Angel?

Lied 24 Der Kuckuck ist ein braver Mann

Der Kuckuck als „Pascha“, die Frauen als Dienerinnen. Gilt als Text für Kinder, hat es aber faustdick hinter den Ohren.

Lied 25 Lied beim Heuen

In der Gunst der Stunde vereinbaren eine Bauersfrau und ein kräftiger junger Reitersmann ein Rendez-vous. Doch Unheil droht und das Ende kann in vielfacher Richtung gedeutet werden.

VI Die Liebe, die Sehnsüchte, vom Leiden und der Leidenschaft

Lied 26 Die schöne Nachbarin

Ein Loblied, eine Hymne, ein Liebeslied auf die Schönste im ganzen Umkreis!

Lied 27 Knabe und Veilchen

Ein höchst empfindsamer Text, der einem vor Augen führt, wie schön sie ist, die reine, zarte Liebe. Aber hinter der blumenreichen Fassade ist ein abgründiger Kern verborgen.

Lied 28 Hüt du dich!    

Das ist einer der  ältesten Texte aus dem Wunderhorn und eine Warnung, dass das hübsche Mädchen, das dem Manne gefällt, ihn auch hinter das Licht führen könnte! Die Gefahren für das Herz lauern überall.

Lied 29 Ei! Ei!

Jeden Morgen zeigt sich unser Mädchen mit einem Anderen und der Mond ist und bleibt stiller Zeuge aller Liebenden.

Lied 30 Der Mond

Der Mond aber bliebt gelassen. Was kümmert es ihn, wenn ihn der Hund anbellt? So ist dieser Text als Sprichwort ins Volksgedächtnis gelangt.

Lied 31 O Himmel, was hab ich getan?

Trotz heftigem Widerwillen (Akt 1) musste sich das junge Mädchen beugen und ins Kloster eintreten.

Lied 32 Liebliche Wangen / Kein Feuer, keine Kohle

Sie lässt sich aber nicht davon abbringen, sich mit ihrem Liebsten zu treffen.

Lied 33 Der schwere Traum

Im Traum sieht sie Schreckliches: Ihr Liebster ist tot!

VII Von ewigen Nächten und nimmersattem Fragen

Lied 34 Die eine Klage / Die Liebe hat gelogen

Die Aussichtslosigkeit dieser Liebe führt zu einer Verbitterung, zu einem Trennungsschmerz.

Lied 35 Um Mitternacht

In der Stunde der Mitternacht kommt die Ruhe zurück. Das uralte Schlummerlied der Quellen ist Balsam für die Menschheit.

Lied 36 Mondnacht

Ein hypnotischer Zustand zwischen Wachen und Träumen, zwischen Leben und Entschwinden.

Lied 37 Schlafen, Schlafen / Wandrers Nachtlied / Requiem

Die Gewissheit, dass nach der Mitternacht die Todesnacht kommen wird. Unser Leben wird verglimmen, wir werden zu Flammen!

Lied 38 Die Enthusiasten

Doch Menschsein bedeutet auch immer unstillbare Sehnsucht nach dem Leben, verbunden mit Treiben und Hasten. Modern ausgedrückt: Stress!

Lied 39 O Menschenherz

Jeder Augenblick, sei er auch noch so schön, ist ein rätselhafter und unwiederholbar Moment.  Was ist Glück? Das definiert sich für jeden anders.

Lied 40 O Ewigkeit

Und so enden unsere heiteren und ernsten Betrachtungen des Lebens. Wir schließen den Vorhang zum Firmament und sind so klug als wie zuvor. So sehr wir uns auch mühten: Wir fanden weder Ein- noch Ausgang! "Well, I suppose nothing is meant to last forever. We have to make room for other people. It´s a wheel. You get on you have to go to the end. And then somebody has the same opportunity to go to the end and so on. And somebodey else takes their place." Vivian Maier (1926-2009) american-french street photographer

Akt 1

In Betrachtung der Zeit
Hier das Gedicht hören:

      1 O Ewigkeit
Des Knaben Wunderhorn O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit, gleich wie an einer Kugel rund kein Anfang und kein End ist kund; also, o Ewigkeit, an dir noch Ein- noch Ausgang finden wir. Hinnehmen könnt ein Vöglein klein all ganzer Welt Sandkörnlein ein: wenn’s nur eins nähm all tausend Jahr, nach dem wär nichts von ihr fürwahr. In dir, wenn nur all tausend Jahr ein Aug vergöss ein kleine Trän, würd wachsen Wasser solche Meng, dass Erd und Himmel wär zu eng. Denn Sand im Meer und Tropfen all sind nur ein Bruch der einen Zahl; allein schwitzt über dir umsonst die tiefste Mess- und Rechenkunst. O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit! Du bist ein Ring unendlich weit, dein Mittelpunkt heißt Allezeit, Niemal der weite Umkreis dein, weil deiner nie kein End wird sein. Also, o Ewigkeit an dir, noch Ein- noch Ausgang finden wir.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      2 Was ist die Welt_


Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau /
Johann Gottfried von Herder / Des Knaben Wunderhorn

Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefassten Grenzen,
ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht.

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben,
ein einzger Traum auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wegen schweben,
wie Schatten schwinden wir.

Wir messen unsre trägen Tritte
nach Zeit und Raum und Raum und Zeit;
und sind – und wissen’s nicht – in Mitte
des Lichts der ewgen Ewigkeit.

O Ewigkeit, o Ewigkeit!
Wie lang bist du, o Ewigkeit!
Du bist ein Ring unendlich weit,
dein Mittelpunkt heißt Allezeit,
Niemal der weite Umkreis dein,
weil deiner nie kein End wird sein.
Also, o Ewigkeit an dir,
noch Ein- noch Ausgang finden wir.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      3-Gedanken-über-die-Zeit


Paul Fleming

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
so wisst Ihr Menschen nicht, von und in was Ihr seid.
Dies wisst Ihr, dass ihr seid in einer Zeit geboren
und dass ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
doch aber muss der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
nur dass ihr weniger noch, als was die Zeit ist, seid.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      4 Der Augenblick ist mein


Andreas Gryphius / Simon Dach

Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein! Der Augenblick ist mein!

Die Jahre wissen keinen Halt,
sie achten keiner Zügel,
der Mensch wird unversehens alt,
als hätt er schnelle Flügel.

Was schon der Tod hat hingebracht,
wird nimmer wieder kommen;
wird denn in jener langen Nacht
dein Traurigsein dir frommen?
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      5 Punschlied


Friedrich Schiller

Auf der Berge freien Höhen,
in der Mittagssonne Schein,
an des warmen Strahles Kräften
zeugt Natur den goldnen Wein.

Und noch niemand hat erkundet,
wie die große Mutter schafft;
unergründlich ist das Wirken,
unerforschlich ist die Kraft.

Funkelnd, wie ein Sohn der Sonne,
wie des Lichtes Feuerquell,
springt er perlend aus der Tonne,
purpurn und kristallenhell.

Und erfreuet alle Sinnen,
und in jede bange Brust
gießt er ein balsamisch Hoffen
und des Lebens neue Lust.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      6 Fahr zu, o Mensch


Justinus Kerner

Fahr zu, o Mensch! Treib’s auf die Spitze,
vom Dampfschiff bis zum Schiff der Luft!
Flieg mit dem Aar, flieg mit dem Blitze,
kommst weiter nicht als bis zur Gruft!
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      7 Denk es, o Seele!


Eduard Mörike

Ein Tännlein grünet wo,
wer weiß, im Walde,
ein Rosenstrauch,
wer sagt, in welchem Garten?
Sie sind erlesen schon,
denk es, o Seele,
auf deinem Grab zu wurzeln
und zu wachsen.

Zwei schwarze Rösslein weiden
auf der Wiese,
sie kehren heim zur Stadt
in muntern Sprüngen.
Sie werden schrittweis gehn
mit deiner Leiche;
vielleicht, vielleicht noch eh
an ihren Hufen
das Eisen los wird,
das ich blitzen seh!
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      8 Der arme Schwartenhals


Des Knaben Wunderhorn

Ich kam vor einer Wirtin Haus,
man fragt mich, wer ich wäre.
Ich bin ein armer Schwartenhals,
ich ess und trink so gerne.

Man führt mich in die Stuben ein,
da bot man mir zu trinken,
die Augen ließ umher ich gehn,
den Becher ließ ich sinken.

Man setzt mich oben an den Tisch,
als ich ein Kaufherr wäre,
und da es an ein Zahlen ging,
mein Säckel stand mir leere.

Da ich des Nachts wollt schlafen gehn,
wies man mich in die Scheuer,
da ward mir armem Schwartenhals
mein Lachen viel zu teuer.

Und da ich in die Scheuer kam,
da hub ich an zu nisteln,
da stachen mich die Hagendorn,
dazu die rauen Disteln.

Da ich zu morgens früh aufstand,
der Reif lag auf dem Dache,
da musst ich armer Schwartenhals
meins Unglücks selber lachen.

Ich nahm mein Schwert wohl in die Hand
und gürt es an die Seiten,
ich Armer musst zu Fuße gehn,
weil ich nicht hatt zu reiten.

Ich hob mich auf und ging davon
und macht mich auf die Straßen,
mir kam ein reicher Kaufmannssohn,
sein Tasch musst er mir lassen.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      9 Zwei Gesellen


Paula Dehmel

Es tanzen zwei Gesellen hier herum;
der eine, der ist klug, der andre, der ist dumm.
Der eine liegt im Grase, der andre sitzt am Tisch;
der eine kaut den Kanten, der andre isst den Fisch.

Es tanzen zwei Gesellen hier herum;
der eine, der ist grad, der andre, der ist krumm.
Der eine, der bleibt mager, der andre, der wird fett;
der eine kommt an’n Galgen, der andre stirbt im Bett.

Je nun, je nun, was ist dabei zu tun?
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      10 Ergo bibamus!


Johann Wolfgang von Goethe

Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun,
drum, Brüderchen! Ergo bibamus!
Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn;
beherziget Ergo bibamus.

Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort,
es passet zum ersten und passet so fort,
und schallet ein Echo vom festlichen Ort,
ein herrliches Ergo bibamus!

Ich hatte mein freundliches Liebchen gesehn,
da dacht ich mir: Ergo bibamus!
Und nahte mich traulich, da ließ sie mich stehn;
ich half mir und dachte: Bibamus!

Und wenn sie versöhnet euch herzet und küsst,
und wenn ihr das Herzen und Küssen vermisst,
so bleibet nur, bis ihr was Besseres wisst,
beim tröstlichen Ergo bibamus.

Trunken müssen wir alle sein!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,
so ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben,
und Sorgenbrecher sind die Reben.

Mich ruft das Geschick von den Freunden hinweg:
Ihr Redlichen! Ergo bibamus.
Ich scheide von hinnen mit leichtem Gepäck,
drum doppeltes Ergo bibamus!

Und was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt,
so bleibt für den Heitern doch immer gesorgt,
weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt;
drum, Brüderchen! Ergo bibamus.

Was sollen wir sagen zum heutigen Tag?
Ich dächte nur: Ergo bibamus.
Er ist nun einmal von besonderem Schlag,
drum immer aufs neue: Bibamus.

Er führet die Freude durchs offene Tor,
es glänzen die Wolken, es teilt sich der Flor,
da leuchtet ein Bildchen, ein göttliches, vor;
wir klingen und singen: Bibamus.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      11-Fröhlich-zärtlich


Oswald von Wolkenstein

Fröhlich, zärtlich, lieblich und klärlich,
lustlich, stille, leise,
in sanfter, süßer, keuscher, reiner Weise:
Wach auf, du lieblich, schönes Weib,
reck, streck, preis deinen zarten, stolzen Leib!
Schließ auf dein viel lichte Äuglein klar!
Nimm wahr, nimm freudenvoll wahr,
wie sich verschart der Sterne Garten
in der schönen, klaren Sonne Glanz.
Wohl auf zu dem Tanz,
machen einen schönen Kranz
von honigbraunem, blauen, grauen,
gelb, rot, weiß, violettem Blütenglanz.

Lünzlot, münzlot, klünzlot und zisplot,
wispernd freundlich sprechen
von köstlich, guten, reinen Sachen
soll dein pöschelochter, roter Mund,
der sehr mein Herz lieblich hat erzunnt
und mich fürwahr tausendmal erweckt,
freundlich erschreckt aus des Schlafes Traum,
als ich erblickt ein so wohlgezierte, rote, enge Spalt,
lächelnde Gestalt, Zähnlein weiß darin gezählt,
trielisch, mielisch, vöslocht, röslocht,
leuchtend hell gemalt.

Wollt sie, sollt sie, tät sie und käm sie,
nähm sie meinem Herzen
die sehnlichen, großen, harten Schmerzen,
und ein Brüstlein weiß darauf gedrückt,
seht, so wär mein Trauern gar verrückt.
Wie möcht ein zart säuberliche Dirn
lustlicher geziern das Herze mein an arger Pein
mit so wonniglicher, zarter, reiner Lust?
Mund, Mündlein gekusst,
Zung an Zünglein, Brüstlein an Brust,
Bauch an Bäuchlein, Rauch an Räuchlein,
schnell mit Fleiß allzeit frisch getusst.

(verschart = zerteilt) (lünzlot = schlummer-lich) (münzlot = schönmünd-lich) (klünzlot = schmeichler-lich) (zisplot = leis-lich) (pöschelochter = voll-lich) (trielisch = lippschönlich) (mielisch = lächelnd-lich) (vöslocht = füll-lich) (röslocht = rosen-lich) (Rauch an Räuchlein = Pelz an Pelzlein) (getusst = gedrückt)
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      12 Klosterscheu


Des Knaben Wunderhorn

Gott geb ihm ein verdorben Jahr,
der mich macht zu einer Nonnen
und mir den schwarzen Mantel gab,
den weißen Rock darunter.

Soll ich ein Nönnchen werden
dann wider meinen Willen,
so will ich auch einem Knaben jung
seinen Kummer stillen.
Und stillt er mir den meinen nicht,
so sollt es mich verdrießen.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      13 Die widerspenstige Braut


Des Knaben Wunderhorn

Ich ess nicht gerne Gerste,
steh auch nicht gern früh auf,
eine Nonne soll ich werden,
hab keine Lust dazu;
Ei so wünsch ich dem
des Unglücks noch so viel,
der mich armes Mädel
ins Kloster bringen will.

Die Kutt ist angemessen,
sie ist mir viel zu lang.
Das Haar ist abgeschnitten,
das macht mir angst und bang;
Ei so wünsch ich dem
des Unglücks noch so viel,
der mich armes Mädel
ins Kloster bringen will.

Wenn andre gehen schlafen,
so muss ich stehen auf,
muss in die Kirche gehen,
das Glöcklein läuten tun;
Ei so wünsch ich dem
des Unglücks noch so viel,
der mich armes Mädel
ins Kloster bringen will.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      14 Wer da will der Liebe leben


Friedrich Rückert

Wer da will der Liebe leben,
muss sich ganz der Liebe geben,
sich nicht teilen, nicht zersplittern,
ganz im Kuss hinüberzittern;
muss des Herzen ganzes Drängen
auf des Mundes Spitze zwängen;
muss nicht denken, rechnen, klügeln,
sich nicht fesseln oder zügeln;
muss den Arm nicht ängstlich halten,
gilt es, Hüften zu umfalten;
nicht voll Scheu die Hand befühlen,
gilt’s, im seidnen Haar zu wühlen;
muss im seligen Versenktsein unklar,
ob er ist und denkt, sein.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      15 Ich liebe, du liebest


Christian Hölmann / Friedrich Hebbel

Ich liebe, du liebest, wir lieben das Lieben;
was liebet, wird alles vom Lieben getrieben.
Wir lieben, ihr liebet, sie lieben zusammen,
drum kommet ihr Nymphen und kühlet die Flammen.

Wir träumten voneinander
und sind davon erwacht,
wir leben, um uns zu lieben
und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
aus deinem trat ich hervor,
wir sterben, wenn sich eines
im andern ganz verlor.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      16 Es ist der Menschen Weh und Ach


Des Knaben Wunderhorn

Wie bin ich krank!
Gebt mir nur einen Trank,
gebt mir nur keine Pulver
und keine Pillen,
die können meinen Schmerz nicht stillen:
Wie bin ich krank!

Wie bin ich matt!
Kaum ess ich mich nur satt;
des Fiebers Wüten
durchwühlt den Körper,
Fieber schwächt alle Glieder:
Wie bin ich matt!

Ich sterbe ja,
drum gute Nacht;
mein Testament ist gemacht,
sag meiner Phyllis,
sag mein Verlangen,
dort seh ich sie,
sie kommt gegangen;
küss mir den Mund:
Ich bin gesund.

(Phyllis ist eine Frauengestalt aus der griechischen Mythologie, wird auch als Synonym für liebeskrank verwendet)
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      17 Auf den Mund


Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

Mund! der die Seelen kann durch Lust zusammen hetzen,
Mund! der viel süßer ist als starker Himmelswein,
Mund! den ich vorziehn muss der Inden reichen Schätzen,
Mund! der du Alikant des Lebens schenkest ein,
Mund! dessen Balsam uns kann stärken und verletzen,
Mund!der vergnügter blüht, als aller Rosen Schein,
Mund! den die Grazien mit ihren Quellen netzen,
Mund! welchem kein Rubin kann gleich und ähnlich sein,
Mund! ach Korallenmund, mein einziges Ergötzen!
Mund! lass mich einen Kuss auf deinen Purpur setzen.
(Alikant: spanischer Rotwein)
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      18 Alles hat seine Zeit


Buch Kohelet /Ludwig Tieck / Johann Gottfried von Herder

Alles hat seine Zeit,
ein Jegliches hat seine Stunde.
Geboren werden hat seine Zeit,
und Sterben hat seine Zeit,
umarmen und getrennt sein,
schweigen, reden, lieben, hassen seine Zeit.
Und klagen, tanzen, weinen, lachen hat seine Zeit.

So wandelt sie im ewigen Kreise,
die Zeit nach ihrer alten Weise.
Die Sonne geht und kehret wieder,
kommt Mond und sinkt die Nacht hernieder.

Das unbefangne Menschenkind
erwartet stets vom nächsten Augenblick
ein unverhofftes seltsam neues Glück.
Alles hat seine Zeit,
ein Jegliches hat seine Stunde.
Warum denn währt des Lebens Glück
nur einen Augenblick?
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      19 Der Augenblick ist mein


Andreas Gryphius / Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein! Der Augenblick ist mein!
Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit.
Was kann uns mehr denn sie den Lebenslauf versüßen?
Sie öffnet uns den Schatz beperlter Lieblichkeit;
und lässet trinkbar Gold in unsre Kehlen fließen.
Akt 2
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      20 Wo_


Heinrich Heine

Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?

Immerhin! Mich wird umgeben
Gottes Himmel, dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      21 Die Sternseherin Lise


Matthias Claudius

Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk getan
und niemand mehr im Hause wacht,
die Stern’ am Himmel an.

Sie gehn da, hin und her zerstreut
als Lämmer auf der Flur;
in Rudeln auch, und aufgereih’t
wie Perlen an der Schnur;

und funkeln alle weit und breit
und funkeln rein und schön;
ich seh die große Herrlichkeit
und kann mich satt nicht sehn ...

Dann saget, unterm Himmelszelt,
mein Herz mir in der Brust:
„Es gibt was Bessers in der Welt
als all ihr Schmerz und Lust.“

Ich werf mich auf mein Lager hin,
und liege lange wach,
und suche es in meinem Sinn,
und sehne mich darnach.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      22 Das Wunderhorn


Des Knaben Wunderhorn

Ein Knab auf schnellem Ross
sprengt auf der Kaisrin Schloss,
das Ross zur Erd sich neigt,
der Knab sich zierlich beugt.

Wie lieblich, artig, schön
die Frauen sich ansehn!
Ein Horn trug seine Hand,
daran vier goldne Band.

Gar mancher schöne Stein
gelegt ins Gold hinein,
viel Perlen und Rubin
die Augen auf sich ziehn.

Das Horn vom Elefant,
so groß man keinen fand,
so schön man keinen fing,
und oben dran ein Ring.

Wie Silber blinken kann
und hundert Glocken dran,
vom feinsten Gold gemacht,
aus tiefem Meer gebracht.

Von einer Meerfee Hand
der Kaiserin gesandt
zu ihrer Reinheit Preis,
dieweil sie schön und weis.

Der schöne Knab sagt auch:
„Dies ist des Horns Gebrauch:
Ein Druck von Eurem Finger,
ein Druck von Eurem Finger –

und diese Glocken all,
sie geben süßen Schall,
wie nie ein Harfenklang
und keiner Frauen Sang,

kein Vogel obenher,
die Jungfraun nicht im Meer
nie so was geben an!“
Fort sprengt der Knab bergan,

ließ in der Kaisrin Hand
das Horn, so weltbekannt;
ein Druck von ihrem Finger,
o süßes hell Geklinge!
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      23 Es blies ein Jäger wohl in sein Horn


Des Knaben Wunderhorn

Es blies ein Jäger wohl in sein Horn,
und alles, was er blies, das war verlorn.
Hallia hussassa! Tirallala!

„Soll denn mein Blasen verloren sein?
Ich wollte lieber kein Jäger sein.“

Er zog sein Netz wohl über den Strauch,
da sprang ein schwarzbraunes Mädel heraus.

„Schwarzbraunes Mädel entspringe mir nicht,
ich habe große Hunde, die holen dich.“

„Deine großen Hunde, die holen mich nicht,
sie kennen meine hohen weiten Sprünge noch nicht.“

„Deine hohen Sprünge, die kennen sie wohl,
sie wissen, dass du heute noch sterben sollst.“

„Und sterbe ich heute, so bin ich tot,
begräbt man mich unter den Rosen rot.

Wohl unter die Rosen, wohl unter den Klee,
darunter verderb ich nimmermehr.“

Es wuchsen drei Lilien auf ihrem Grab,
die wollte ein Reiter wohl brechen ab.

Ach Reiter, lass die drei Lilien stehn,
es soll sie ein junger frischer Jäger nehm’n.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      24 Der Kuckuck ist ein braver Mann


Des Knaben Wunderhorn

Der Kuckuck ist ein braver Mann,
der sieben Weiber brauchen kann.
Die erste kehrt die Stube aus,
die zweite wirft den Unflat naus;
die dritte nimmt den Flederwisch
und kehrt des Kuckuck seinen Tisch.

Die vierte bringt ihm Brot und Wein,
die fünfte schenkt ihm fleißig ein,
die sechste macht sein Bettlein warm,
die siebte schläft in seinem Arm.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      25 Lied beim Heuen


Des Knaben Wunderhorn

Es hatte ein Bauer ein schönes Weib,
die blieb so gerne zu Haus,
sie bat oft ihren lieben Mann,
er sollte doch fahren hinaus.
Er sollte doch fahren ins Heu,
er sollte doch fahren ins
ha, ha, ha, heidideldei,
fahren ins Heu.

Der Mann, der dachte in seinem Sinn:
Die Reden, die sind gut!
Ich will mich hinter die Haustür stelln,
will sehn, was meine Frau tut,
will sagen, ich fahre ins Heu.

Da kommt geschlichen ein Reitersknecht
zum jungen Weibe hinein,
und sie umfanget gar freundlich ihn,
gab stracks ihren Willen darein.
Mein Mann ist gefahren ins Heu!

Er fasste sie um ihr Gürtelband
und schwang sie wohl hin und her,
der Mann, der hinter der Haustür stand,
ganz zornig da trat herfür:
„Ich bin noch nicht fahren ins Heu!“

„Ach trauter herzallerliebster Mann,
vergib mir nur diesen Fehl,
will lieben fürbass und herzen dich,
will kochen süß Mus und Mehl;
ich dachte, du wärest ins Heu!“

„Und wenn ich gleich gefahren wär
ins Heu und Haberstroh,
so sollst du nun und nimmermehr
einen andern lieben also,
der Teufel mag fahren ins Heu!“

Und wer euch dieses Liedlein pfiff,
der muss es singen gar oft,
es war der junge Reitersknecht,
er liegt auf Grasung im Hof.
Er fuhr auch manchmal ins Heu.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      26 Die so schöne Nachbarin


Rastatter Liederhandschrift

Unter allen Frauenzimmern,
die in meinem Umkreis sind,
ist nur eine, die ich kenne,
stets vor Augen seh ich sie;
die nur allein liegt mir im Sinn,
die so schöne Nachbarin.

Oftermalen, da ich denke,
wo wird doch mein Engel sein?
Tausend Seufzer ich dir schenke,
o mein Engel ganz allein;
nichts erfreut mich künftig hin,
als die so schöne Nachbarin.

Ich verachte Sturm und Wetter,
wenn ich diesen Engel küss,
dessen Anmut Rosenblätter,
mir so manchen Traum versüßt!
Nichts erfreuet meinen Sinn,
als die so schöne Nachbarin.

Sollt ich meine zarten Triebe
je dem Grab verschlossen sein,
ach so schreibe mir zuliebe
dieses auf den Leichenstein:
Nichts verändert meinen Sinn
als die so schöne Nachbarin.

Und kein Zimmer ist mir lieber,
als das Zimmer wo ich bin,
drin da wohnet gegenüber
die so schöne Nachbarin.
Dass ich so gelassen bin,
macht die so schöne Nachbarin.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      27 Knabe und Veilchen


Des Knaben Wunderhorn

Knabe:
Blühe liebes Veilchen,
das so lieblich roch,
blühe noch ein Weilchen,
werde schöner noch.
Weißt du, was ich denke?
Liebchen zum Geschenke
pflück ich, Veilchen, dich,
Veilchen freue dich!

Veilchen:
Brich mich stilles Veilchen,
bin die Liebste dein,
und in einem Weilchen
werd ich schöner sein!
Weißt du, was ich denke,
wenn ich duftend schwenke
meinen Duft um dich:
Knabe, liebe mich!
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      28 Hüt du dich!


Des Knaben Wunderhorn

Ich weiß mir ein Mädchen hübsch und fein,
hüt du dich!
Es kann sehr wohl falsch und freundlich sein.
Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie hat große Äuglein, die sind braun,
hüt du dich!
Sie werden dich überzwerch anschaun.
Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie hat ein licht goldenes farbnes Haar,
hüt du dich!
Und was sie so redet, das ist nicht wahr.
Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Auch hat sie zwei Brüstlein, die sind weiß,
hüt du dich!
Die legt sie hervor nach ihrem Fleiß.
Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.

Sie gibt dir ein Kränzlein fein gemacht,
hüt du dich!
Drauf wirst du für einen Narrn geacht.
Hüt du dich! Hüt du dich!
Vertrau ihr nicht, sie narret dich.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      29 Ei! Ei!


Des Knaben Wunderhorn

Ei, ei, ei, wie scheint der Mond so hell;
ei, wie scheint er in der Nacht.
Ei, hab ich am frühen Morgen
meinem Schatz ein Lied gemacht.

Ei, ei, ei, wie scheint der Mond so hell;
ei, ei, ei, wo scheint er hin?
Ei, mein Schatz hat alle Morgen
einen andern Schatz im Sinn.

Ei, ei, ei, wie scheint der Mond so hell;
ei, ei, ei, wie scheint er hier!
Ei, er scheint ja alle Morgen
meiner Liebsten vor die Tür.

Ei, ei, ei, wie scheint der Mond so hell;
ei, ei, Jungfer, wann ist’s Tag?
Ei, es geht ihr alle Morgen
ein andrer Freier nach.
HIER DAS GEDICHT HÖREN:

      30 Der Mond


Johann Gottfried von Herder

Und grämt dich, Edler, noch ein Wort
der kleinen Neidgesellen?
Der hohe Mond, er leuchtet dort
und lässt die Hunde bellen.
Und schweigt und wandelt ruhig fort,
was Nacht ist, aufzuhellen.
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      31 Kein Feuer, keine Kohle


Paul Fleming / trad.

O liebliche Wangen,
ihr macht mir Verlangen,
dies rote, dies weiße
zu schauen mit Fleiße.
Und dies nur alleine
ist’s nicht, was ich meine;
zu schauen, zu grüßen,
zu rühren, zu küssen!
Ihr macht mir Verlangen,
o liebliche Wangen!

Kein Feuer, keine Kohle
kann brennen so heiß,
als heimlich stille Liebe
von der niemand nichts weiß.

O Sonne der Wonne!
O Wonne der Sonne!
O Augen, so saugen
das Licht meiner Augen.
O himmlische Sinnen!
O himmlisch Beginnen!
O Himmel auf Erden,
magst du mir nicht werden,
O Wonne der Sonne!
O Sonne der Wonne!

O Schönste der Schönen!
Nimm von mir dies Sehnen,
komm, eile, komm, komme,
du süße, du fromme!
Ach, Schwester, ich sterbe,
ich sterb’, ich verderbe,
komm, komme, komm, eile,
Nimm von mir dies Sehnen,
o Schönste der Schönen!
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      32 O Himmel, was hab ich getan


Des Knaben Wunderhorn

Das Klosterleben ist eine harte Pein,
weil ich ohn mein Liebchen muss sein.
Ich habe mich drein ergeben zur Zeit,
den Orden ertrag ich mit Schmerz und mit Leid.
O Himmel, o Himmel was hab ich getan?
Die Liebe ist schuldig daran.

Und komm ich am Morgen zur Kirche hinein,
so sing ich die Metten allein.
Und wenn ich das Gloria Patri da sing,
so liegt mir mein Herzallerliebster im Sinn.
O Himmel, o Himmel was hab ich getan?
Die Liebe ist schuldig daran.

Des Abends, wenn ich nun schlafen da geh,
so find ich mein Bettlein ja leer.
Da greif ich bald hin, da greif ich bald her,
ach wenn ich bei meinem Herzliebsten doch wär!
O Himmel, o Himmel was hab ich getan?
Die Liebe ist schuldig daran.
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      33 Der schwere Traum


überliefert

Ich hab die Nacht geträumet
wohl einen schweren Traum;
es wuchs in meinem Garten
in Rosmarienbaum.

Ein Kirchhof war der Garten,
ein Blumenbeet das Grab,
und von dem grünen Baume
fiel Kron und Blüte ab.

Die Blätter tät ich sammeln
in einen goldnen Krug,
der fiel mir aus den Händen,
dass er in Stücke schlug.

Draus sah ich Perlen rinnen
und Tröpflein rosenrot.
Was mag der Traum bedeuten?
Ach Liebster, bist du tot?
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      34 Die eine Klage


Karoline von Günderrode / August von Platen

Wer die tiefste aller Wunden
hat in Geist und Sinn empfunden,
bittrer Trennung Schmerz;
wer geliebt, was er verloren,
lassen muss, was er erkoren,
das geliebte Herz,

der versteht in Lust die Tränen
und der Liebe ewig Sehnen,
eins in Zwei zu sein,
eins im andern sich zu finden,
dass der Zweiheit Grenzen schwinden
und des Daseins Pein.

Die Liebe hat gelogen, die Sorge lastet schwer,
betrogen, ach, betrogen hat alles mich umher!
Es rinnen heiße Tropfen die Wange stets herab,
lass ab, lass ab zu klopfen, lass ab, mein Herz, lass ab!

Wer so ganz in Herz und Sinnen
konnt’ ein Wesen lieb gewinnen,
o! den tröstet’s nicht,
dass für Freuden, die verloren,
neue werden neu geboren:
Jene sind’s doch nicht.

Das geliebte, süße Leben,
dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick,
dieses Suchen und dies Finden,
dieses Denken und Empfinden
gibt kein Gott zurück.
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      35 Um Mitternacht


Eduard Mörike

Gelassen stieg die Nacht an´s Land,
lehnt träumend an der Berge Wand,
ihr Auge sieht die goldne Waage nun
der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
und kecker rauschen die Quellen hervor,
sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.

Das uralt alte Schlummerlied,
sie achtet's nicht, sie ist es müd';
ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
der flücht'gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
es singen die Wasser im Schlafe noch fort
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.
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      36 Mondnacht


Joseph von Eichendorff

Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
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      37 Ewige Flammennacht


Friedrich Hebbel / Johann Wolfgang von Goethe / Friedrich Nietzsche

Schlafen, Schlafen, nichts als Schlafen!
Kein Erwachen, keinen Traum!
Jener Wehen, die mich trafen,
leisestes Erinnern kaum,
dass ich, wenn des Lebens Fülle
nieder klingt in meine Ruh,
nur noch tiefer mich verhülle,
fester zu die Augen tu!

Schlafen, Schlafen, nichts als Schlafen!
Kein Erwachen, keinen Traum!
Jener Wehen, die mich trafen,
leisestes Erinnern kaum.
Ach! ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede, süßer Friede,
komm, ach komm in meine Brust!

Seele, vergiss sie nicht,
Seele, vergiss nicht die Toten!
Sieh, sie umschweben dich,
schauernd, verlassen,
und in den heiligen Gluten,
die den Armen die Liebe schürt,
atmen sie auf und erwarmen
und genießen zum letzten Mal
ihr verglimmendes Leben.

Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
glühe und verzehr ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.
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      38 Die Enthusiasten


Eduard Mörike

Die Welt wär ein Sumpf, stinkfaul und matt,
ohne die Enthusiasten:
Die lassen den Geist nicht rasten.
Die besten Narrn, die Gott lieb hat,
mit ihrem Treiben und Hasten!
Ihr eigen Ich vergessen sie,
Himmel und Erde fressen sie
und fressen sich nie satt.
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      39 Frage


Nikolaus Lenau

O Menschenherz, was ist Dein Glück?
Ein rätselhaft geborner
und, kaum gegrüßt, verlorner
unwiederholter Augenblick.
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      40 O Ewigkeit


Des Knaben Wunderhorn

O Ewigkeit, o Ewigkeit!
Wie lang bist du, o Ewigkeit,
gleich wie an einer Kugel rund,
kein Anfang und kein End ist kund;
also, o Ewigkeit an dir,
noch Ein- noch Ausgang finden wir.
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